Fabian Neidhardt
Der WDR hat aus Daniel Kehlmanns letztem Roman ein Hörspiel von dreieinhalb Stunden gemacht. Ich kenne bisher nur Ausschnitte aus Ruhmund habe ein paar seiner Romane im Regal stehen, aber noch keinen gelesen. Und Tyll hatte mich erstmal überhaupt nicht interessiert. Aber ich mag die Hörspiele, die der WDR produziert, und dreieinhalb Stunden kann ich schnell mal weghören. Ich weiß nicht, wie das im Roman ist, aber das Hörspiel schickt mich auf eine Reise durch den 30jährigen Krieg, mal mehr, mal weniger an Till Eulenspiegeldran. Ich mochte schon immer die Figur und die Funktion des Narren, als Spiegel der Gesellschaft, als Underdog und geheimer Lenker der Großen und Mächtigen. Dieser Tyll aber geht darüber hinaus und wird im Laufe seines Lebens, in dem ich ihn immer wieder eine kurze Weile begleiten darf, immer mehr Mensch, samt all dem Leiden, der Liebe und dem ‚am Leben zerrieben werden‘. Ich mag diesen Tyll (und seine Gefährtin Nele), ich mag die Art, wie Kehlmann und der WDR die Armut und das Leid dieser Zeit herausarbeiten und tatsächlich mag ich es, Lars Rudolph als Tyll auf den Ohren zu haben. Ich muss den Roman immer noch nicht unbedingt lesen, aber in diese Hörwelt tauche ich sehr gerne ein.