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Die Miss Marple von Amrum „Ich hatte mich auf einen ruhigen Urlaub gefreut. Stattdessen saß ich im Streifenwagen und wusste nicht, warum.“ (S. 78) Vier Monate nach ihrem ersten Urlaub auf Amrum sind die Wiesbadener Polizeisekretärin Gabriele Scholle und ihr Hündin Dolores wieder zur Erholung auf der Insel. Auf Anraten ihres Vermieters und Freundes Frerk will Gaby die letzte Führung der Journalistin Greta Jansen im Museum „Öömrang Hüs in Nebel“ besuchen, doch die kommt nicht. Als die Besuchergruppe im Haus nach ihr sucht, schlägt Dolly vor einer lebensgroßen Puppen in einer der Schlafkoje an – nur dass es keine Puppe ist, sondern die tote Journalistin, die eine Friesentracht trägt und einen Strauß weißer Rosen in der Hand hält. Gaby ruft die Inselpolizei und will sich eigentlich aus den Untersuchungen heraushalten. Doch dann erzählt ihr Frerk, dass Greta an einem Bericht über eine alte Fehde zwischen Sylt und Amrum gearbeitet und ihn mehrfach um ein Gespräch gebeten hat. Außerdem sei sie kein Kind von Traurigkeit gewesen und soll eine Affäre mit dem verheirateten Pastor Rungholt gehabt. Bei Rungholt muss Gaby sofort an die Sage der von Mythen umrankten Stadt und deren unermesslichen Reichtum denken. Ist Greta bei ihrer Recherche auf einen neuen Hinweis dazu gestoßen oder war doch Eifersucht im Spiel? Und warum benimmt sich Frerk so merkwürdig? Gaby überlegt, ob er etwa wusste, was sie im Museum erwartet, schließlich hat er sie hingeschickt. Wie schon beim ersten Fall „Harpunentod“ verbreitet sich Gabys Fund wie ein Lauffeuer auf der Insel und jeder hat eine Meinung zu Motiv und Täter. „… Greta war gut darin, sich immer wieder in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen – zumindest nach Meinung einiger Leute. Sie war neugierig, manchmal zu sehr. Und als Journalistin hatte sie gelernt, hartnäckig zu sein.“ (S. 126) Gaby muss nur zuhören und die richtigen Fragen stellen. Viele tippen auf Eifersucht, weil sich der Pastor zu gut die Insulanerinnen „gekümmert hat“. War es seiner Frau jetzt doch mal zu viel oder Greta einer Rivalin im Weg? Und Gaby hat noch eine Spur: Die Tracht, die Greta getragen hat, lässt ihr einfach keine Ruhe. Gaby und Dolly sind ein Herz und eine Seele. Dollys Bettelblick auf belegte Brötchen erinnern mich sehr an meinen Hund, und Gaby wird auch genauso schnell schwach wie ich. Doch Dolly ist nicht nur verfressen, sondern auch ein guter Spürhund. Sie findet Gretas Leiche und stellt später sogar noch einen Verdächtigen. Frerk, von Gaby liebevoll Kapitän Ahab genannt, unterstützt sie wieder mit seinen Kenntnissen von Land und Leuten. Die drei sind ein echtes Dreamteam und deutlich erfolgreicher als die Polizei. „Kojengrab“ von Anne Barns alias Sophie Tammen ist ein spannender Krimi mit sympathischen Ermittlern, einem tollen, unerwarteten Twist und interessanten Fakten zu Amrum und Sylt. Ahab sagt an mehreren Stellen den Satz: „Die Insel entscheidet, wer zu ihr gehört – und nicht umgekehrt“, was mich (und ihn) hoffen lässt, dass Gaby bald wieder auf Amrum ermittelt oder vielleicht sogar dorthin umzieht. 5 Sterne für diese unterhaltsame Cosycrime mit Nordseefeeling.