
hasirasi2
Ein Haus auf Amrum „Jetzt lag es an mir, eine Verbindung und die Vergangenheit zu finden, die meine Oma aus der Bahn geworfen hatte. Und die doch uns alle betraf.“ (S. 75) Maren ist überrascht, als ihr ihre Oma Undine erzählt, dass sie vor vielen Jahren von ihrem Vater ein Haus auf Amrum geerbt hat. Doch sie will es nicht, hat die Insel schon mit 21 verlassen und sich geschworen, nie wieder zurückzukehren, auch wegen dem Streit mit ihrem Bruder Ocke, der immer noch dort lebt. Maren ist seit dem Tod ihres Partners alleinerziehend, soll das Haus für sich und ihre kleine Tochter Leni haben, es vermieten oder verkaufen. Die Sache hat nur einen Haken, noch lebt Undines Tante Gesche darin. Die hat ein lebenslanges Wohnrecht, will jetzt aber zu ihrer Tochter ziehen und erwartet dafür einen monetären Ausgleich. Maren soll mit Leni hinfahren, sich das Haus ansehen, mit Gesche reden und dann entscheiden, was sie damit macht. Das Buch weckt schon auf den ersten Seiten die Sehnsucht nach Kuchen und Mee(h)r. Maren ist Konditorin und träumt von einer Weiterbildung in Paris, will irgendwann ein eigenes Café eröffnen. Noch geht Leni vor, aber durch das vorgezogene Erbe könnte sie sich diesen Traum vielleicht bald erfüllen, schließlich ist das Haus auf Amrum einiges wert. Doch sobald sie auf der Insel angekommen sind, fühlen sie sich mit ihr verbunden, sind viel entspannter und weniger traurig als zu Hause. Der Verlust ihres Partners bzw. Papas ist plötzlich weiter weg. „Ich fühlte mich freier – und irgendwie auch zu Hause.“ (S. 258). Außerdem treibt sie die Neugier an. Maren will unbedingt ihre Familiengeschichte ergründen, Undine und Ocke aussöhnen. Dabei erfährt sie, dass sie das Backtalent von ihrer Urgroßmutter Hedwig geerbt hat, die 1946 der Liebe wegen nach Amrum gekommen ist. Zusammen mit Leni erkundet sie die Insel, deren Geschichte, Sitten und Bräuche und versucht Öömrang (Friesisch) zu lernen. Ich mag die Einbindung der Familiengeschichten und Geheimnisse, die in einer zweiten Zeitebene erzählt werden. Dadurch erfährt man, wie sich das Leben auf Amrum nach dem Krieg entwickelt hat, dass die Frauen die meiste Zeit des Jahren allein waren, weil die Männer zur See fuhren, und wie Marens Uroma Hedwig damit zurechtgekommen ist. In Anne Barns Büchern erlebt man das Meer und die Inseln immer wieder neu. Ich mag ihren literarischen Schreibstil, den leicht melancholischen Unterton. Trotzdem verbreitet sie aber immer auch Hoffnung und Zuversicht. Das perfekte Buch für ein Auszeit im Strandkorb oder wenigstens auf der heimischen Couch, um sich mal wieder ans Meer (und in die nächste Konditorei) zu träumen.