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Bandenkrieg in Malmö? Zwei Ermittler mit privat-beruflichem "Gepäck", der tragische Tod eines 13-Jährigen bei einem Drive by-Shooting in Malmö und ein Polizeiapparat voller Intrigen: "Tode, die wir sterben" von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson ist ein gelungener Auftakt für eine neue Schwedenkrimi-Serie mit komplexen Plot und zwei gegensätzlichen Partnern, die sich noch zusammenraufen müssen. Svea Karhuu ist die Arbeit mit einem Partner nicht gewohnt - Jahrelang war sie als verdeckte Ermittlerin im Einsatz. Nachdem sie in Notwehr bei einem Undercover-Einsatz einen Kollegen tötete, wird sie gewissermaßen in Malmö geparkt, um aus der Schusslinie zu kommen, während interne Ermittlungen laufen. Zusammen mit dem langjährigen Mordermittler Jon Nordh soll sie den Tod des 13-jährigen Rashid aufklären. Die Anzeichen weisen erst einmal auf einen Bandenkrieg hin - Der Junge geriet vor einer Pizzeria in die Schusslinie, in dem Lokal befanden sich zwei Gangmitglieder. Ein älterer Mann, der geistesgegenwärtig reagierte, konnte das Schlimmste verhindern, indem er die beiden jungen Männer umriss, als er den Schützen in einem Auto sah. Karhuu, die zwar aus dem hohen Norden Schwedens kommt, aber aufgrund ihres Äußeren nicht gerade typisch nordisch aussieht, hat den Verdacht, dass sie aufgrund ihres Aussehens in einen Fall in einem Migrantenviertel einbezogen wurde und ist darüber nicht gerade erfreut. Hinzu kommt, dass Nordh nicht gerade politisch korrekt ist und ausgesprochen launisch erscheint. Was verständlich ist: Seit wenigen Monaten ist er Witwer und alleinerziehender Vater, seine Frau verunglückte tödlich mit seinem Freund und Kollegen, mit dem sie, wie sich herausstellte, eine Affäre hatte. Monatelang war Nordh krankgeschrieben, diese Ermittlung, angegliedert an das Dezernat für Bandenkriminalität, ist vielleicht die einzige Chance, wieder an seine berufliche Karriere anzuknüpfen. Indiskretionen, die aus dem Dezernat an die Öffentlichkeit gelangen, machen es dem Ermittlerpaar nicht einfacher. Die mutmaßlichen Anschlagsopfer geben sich zugeknöpft, dann kommt der ältere Mann aus der Pizzeria bei einem Brand ums Leben. Zufall? Oder ist ein rechtsextremer Täter nach dem Vorbild früherer Serienmörder auf der Suche nach Migranten? Und welche Rolle spielt ein Jugendlicher, der nach den Schüssen dem Fahrzeug des Schützen auf einem Motorroller folgte? Bei ihren Ermittlungen müssen Karhuu und Nordh noch manches Mal umdenken, während weitere Tote den Druck der Polizeichefin verstärken. Gleichzeitig müssen sie erst einmal Vertrauen zueinander aufbauen und lernen, an einem Strang zu ziehen. Ein komplexer Plot und ein Ermittlerteam mit Ecken und Kanten, dazu Gegenwartsbezüge zu politischen und gesellschaftlichen Problemen geben diesen Buch den Mix, den ich an skandinavischen Kriminalromanen so reizvoll finde. Das Ende lässt erkennen, dass es noch mehr mit Karhuu und Nordh geben dürfte.