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evaczyk

Posted on 5.8.2024

Es war einmal in Hollywood Das besondere Biotop von Menschen im Hotel hat Amor Towles bereits in seinem Roman "Ein Gentleman in Moskau" beschrieben. Mit seinem neuen Roman "Eve" ist diesmal ein Hotel in Beverley Hills in den goldenen Jahren Hollywoods einer der Schauplätze. Hierhin verschlägt es auch die geheimnisvolle Eve, die sich auf einer Zugfahrt von New York nach Chicago spontan entschließt, nach Los Angeles weiter zu fahren. Los Angeles, vor allem aber Hollywood ist die Stadt der Träume für viele, die hier auf eine Rolle im Film treffen. Blond und schön, wäre auch Eve durchaus eine Kandidatin - wenn da nicht eine Narbe wäre, die ihr Gesicht verunstaltet und über die uns der Autor bis zum Schluss grübeln lässt. Doch während Hollywood all die Möchtegern-Starlets anlockt wie das Licht einen Mottenschwarm, ist Eve irgendwie selber eine Lichtquelle, die andere in ihren Bann zieht, dabei aber im Gegensatz zu den Sternchen niemals Objekt ist, sondern Herrin ihres Handelns. Wer und was sie ist, weiß sie geschickt zu verbergen und regt daher um so mehr die Phantasie der Menschen an, denen sie begegnet und deren Handeln sie prägt. Das fängt schon auf der Zugfahrt an - Der einsame, frisch verwitwete Ex-Polizist Charlie fasst angesichts Eves spontaner Reiseänderung den Entschluss: Er wird nicht sein Haus in Kalifornien verkaufen, um an die Ostküste zu Sohn und Schwiegertochter zu ziehen, wo er mehr geduldet als erwünscht sein wird. Prentice, ein alternder und nicht mehr angesagter, da verfetteter Schauspieler, der sein Hotel in Beverley Hills seit Jahren nicht verlassen hat, fasst durch die Begegnung mit Eve den Entschluss, sich nicht länger der Passivität hinzugeben. Und Hollywood Darling Olivia de Havilland, bisher nur das brave Mädchen, lernt von ihrer Freundin Eve Spontaneität und für sich selbstz einzustehen. Umtriebe und Intrigen Hollywoods, das Machtgefälle und die Allmacht der Studios über Schauspieler, ganz besonders aber über Schauspielerinnen, bekommen hier locker ihr Fett weg. Towles wirft einen ironischen Blick auf die Welt hinter dem Glamour, in der nicht immer sauber gespielt wird. Als deHavilland erpresst wird, ist es Eve, die einen kühlen Kopf bewahrt und mit Hilfe ihrer neuen Freunde einen Plan erstellt, der die Karriere ihrer Freundin, ihren guten Ruf und ihre Rolle in "Vom Winde verweht" retten soll. Nicht nur das Setting, auch die Dialoge erinnern an die große Filmära der 30-er und 40-er Jahre mit ihren Screwball Comedies mit Witz und Intelligenz, daneben gibt es Bezüge auf Hollywood Noir. Nicht nur für Kino-Fans ist diese Gesellschaftssatire mit Flair und elegantem Witz, die geradezu nach Verfilmung schreit, empfehlenswert.

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