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awogfli

Posted on 25.5.2024

In der dystopischen Welt von Perfekte Menschen wird uns eine nahe Zukunft irgendwo völlig abgeschieden auf dem Land im kleinen Dorf Mat präsentiert, das wahrscheinlich im ehemaligen Jugoslawien liegt. Bis zum achten Lebensjahr können alle Kinder glücklich bei ihren Eltern leben, dann werden sie von der Regierung abgeholt, eigentlich mit Gewalt geraubt und in Bootcamps zu Kindersoldaten ausgebildet. So ergeht es auch Michael, der bei seinen geliebten Eltern Milosh und Helena lebt. Als dieser fürchterliche Bruch in seiner Biografie passiert, ist Michael komplett verzweifelt und entwurzelt, so wie alle anderen Neuankömmlinge im Lager auch. Deshalb werden die traumatisierten Buben jeweils mit älteren Jungen, die sich schon an das karge Leben gewohnt haben und schon länger im Camp sind in Zimmer zusammengelegt. Alle alten Telekommunikationsgeräte, in dieser Welt heißen sie Fieely, werden ihnen weggenommen, um nicht mit der Außenwelt und den Familien in Kontakt treten zu können und durch neue Geräte ohne Vernetzung ersetzt. Im Lager herrscht körperlicher und psychischer Missbrauch, Manipulation, Isolation von der Außenwelt, Erpressung, indem den Kindern gesagt wird, dass die Eltern getötet werden, wenn sie aus dem Lager ausreißen, Reprogrammierung und absolute Verrohung durch ein System der Gewalt der Kinder untereinander, Gedankenkontrolle … . Die Organisation nennt eine derartige Reprogrammierung „Erziehung“ und lässt die völlige Isolation erst wieder fallen, nachdem der Wille jedes einzelnen Kindes gebrochen ist. Nach und nach freundet sich Michael mit seinem Zimmerkollegen Emir an, es bleibt ihm ja auch fast nichts anderes übrig in seiner Einsamkeit und Verzweiflung. Diese Phase in Michaels Leben und das grausame Leben im Lager hat die Autorin ausnehmend gut beschrieben. Als Michael nach Jahren (genau kann man es nicht sagen, denn den Kindern wird auch jegliches Zeitgefühl abtrainiert) seine Vergangenheit verdrängt und die Erinnerungen an seine Eltern etwas verblasst sind, wird ihm der neue Name Balaban verpasst, ein erwachsener Lehrer zu Seite und ein neuer Fieely-Computer mit mehr Möglichkeiten zur Vernetzung zur Verfügung gestellt. Doch Michael/Balaban ist resilienter als gedacht, er recherchiert heimlich nach seiner Mutter, erfährt, dass sie tot ist, glaubt aber, das sei eine Finte, um ihn im Lager zu behalten. Er freundet sich auch noch mit Marco an und gewinnt erste erotische Erfahrungen mit seinem neuen Freund. Zu dritt planen Emir, Marco und Balaban einen erfolgreichen Ausbruch aus dem Lager, indem sie durch einen Brand ein Ablenkungsmanöver starten. Nach dem Gelingen landen sie in einem Vorort von Paris bei der Wissenschaftlerin Zaide und ihrem Mann, die sie aufnehmen und versorgen. Zaide konstatiert auch, dass Marco gar kein Mensch, sondern ein Cyborg ist. Hier wird die Geschichte und die im Plot konstruierte Zukunft von Europa plötzlich zu oberflächlich beschrieben. Nach einem Streit und der Konfrontation mit Zaide und Tom, warum sie als Wissenschaftler eine derartige Zukunft und den Missbrauch einer ganzen Generation zulassen konnten, machen sich Emir, Balaban und Marco erneut auf, um Balabans Familie zu finden. Diesen Teil des Romans ab der Flucht aus dem Lager fand ich viel zu kurz und zu wenig detailliert ausgeführt. Das Ende der Story ist zwar überraschend, mir persönlich war es aber viel zu abrupt und unpassend. Ein Lob an den Verlag muss ich auf jeden Fall aussprechen: Schon lange nicht mehr haben mich die grafische Gestaltung des Einbandes und der Elemente im Buch wie Kapiteltrenner, Inlay und Satz so positiv angesprochen. Im Regal und im Handel sind derartige Gestaltungselemente definitiv ein Grund zum Hingreifen und Kaufen. Fazit: Die Dystopie hat mir vom Grundgedanken her ganz gut gefallen, war mir aber zu wenig ausführlich beschrieben, die Figuren außer Michael zu flach konzipiert, die Sprache zu simpel und der Plot etwas zu unausgereift. Der Roman war zwar nicht schlecht, hat mich aber nur mittelmäßig mitgerissen.

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