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hasirasi2

Posted on 1.5.2024

Die Dollarprinzessin 1892 heiratet die New Yorker Millionenerbin Mary Knowlton den deutschen Adeligen Johannes von Francken-Sierstorpff, der als 4. Sohn der Familie auf ein reiche Ehefrau angewiesen ist, um seinen Lebensstandard halten (und seine Spielschulden zahlen) zu können. Zum Glück ist es trotzdem eine Liebesheirat. Die von Francken-Sierstorpffs verkehren in den höchsten Kreisen, darum geht Mary davon aus, Kaiser Wilhelm II. vorgestellt zu werden. Doch in Deutschland begegnet man der amerikanischen Gräfin vor allem mit Argwohn und Spott. Sie muss lernen, wem welche Ehrenbezeugung gebührt und wann man sich wie kleidet oder auftritt. Oft wird ihr vorgeworfen, dass Johannes sie ja nur ihres Geldes wegen genommen hat. Erst, als sie ein altes Schloss in Oberschlesien kauft und renoviert, kommt 1911 der Kaiser zur Jagd – Mary hat es endlich geschafft. Mit dem 1. WK ändert sich alles, ihr Mann und ihre beiden Söhne melden sich freiwillig und Mary ist wieder allein. 1918 beschlagnahmt die USA dann das Vermögen aller Erbinnen, die nach Deutschland, Österreich und Ungarn geheiratet haben – in Marys Fall über 1 Mio. Dollar! Doch die gibt ihr Geld nicht kampflos auf. „Fünftausend Fasane für den Kaiser“ ist der Abschluss der „Träume von Freiheit“-Trilogie von Silke Böschen und beruht wie seine Vorgänger auf wahren Personen und Geschehnissen. Mary, genannt Mae, ist keine Sympathieträgerin. Im Wohlstand als Einzelkind aufgewachsen ist sie es gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. Außerdem traut ihr Vater Johannes nicht und hat darum den größten Teil ihrer Mitgift für sie in Amerika angelegt – sehr vorausblickend, wie sich schnell herausstellt, denn Johannes kann wirklich nicht mit Geld umgehen. Und für Mae bedeutet es Freiheit. Die ersten Jahre leben sie in Berlin und reisen immer wieder durch Europa, alles von ihrem Geld. Auch das Schloss und die Einrichtung, die sie so oft ändert, bis sie perfekt ist, wird von ihrem Vermögen bezahlt – und sie legt Wert darauf, dass die Welt das auch weiß. Überhaupt ist sie sehr exzentrisch, alles hat nach ihrem Willen zu geschehen, was man besonders an ihrem Testament sieht. Unterstützt und angeleitet wird sie von ihrer ehemaligen Gesellschafterin Florence de Meli, die im zweite Band der Reihe im Mittelpunkt stand. Und auch, als sie sich politisch auseinander entwickeln, weil Mae mit den Deutschen sympathisiert, politisch verblendet ist und deren Vormachstellung in der Welt verteidigt, hält Florence den Kontakt. Das diese beiden so verschiedenen Frauen über Jahrzehnte verbunden blieben, hat mir imponiert. Silke Böschen ist hier wieder ein echter Schmöker gelungen, der mit einer Märchenhochzeit beginnt und durch den Krieg eine dramatische Wendung erfährt. Sie erzählt die wichtigsten Ereignisse aus Maes Leben in Streiflichtern, gewährt kurze Einblicke in die Ehe und Familie, oft durch geschichtliche Ereignisse oder Politik beeinflusst. Mein Tipp für alle Fans der Serie „The Gilded Age“ – denn auch hier kämpft Geld- gegen Erbadel, geht es um Macht, Einfluss und Ansehen.

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