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Aus der Zeit gefallen „Ich möchte wissen, ob wir Menschen das Recht dazu haben, Gott zu spielen.“ (S. 210) Prof. Mosländer ist Bio-Wissenschaftler an der Charité, forscht seit 10 Jahren an chronischer Herzmuskelschwäche und betreut seit einem Jahr eine klinische Studie mit vier Patienten zu einem neuen Medikament, das die Zellen verjüngt und damit das Herz heilt. Es scheint auch alles gut zu gehen, bis sie über Nebenwirkungen klagen. Der 16jährige Jakob hat seine erste Freundin, aber keinen Sexualtrieb mehr. Der 80jährige, schwerkranke Immobilienmagnat Wenger bereitet seinen Freitod vor, als er sich plötzlich viel fitter und leistungsfähiger fühlt. Verena, eine ehemalige Olympiaschwimmerin, stellt bei einer Spendenveranstaltung ohne besonderes Training einen neuen Weltrekord auf, und Lehrerin Jenny wird nach jahrelanger erfolgloser Kinderwunschbehandlung überraschend schwanger. Mosländer stellt fest, dass sämtliche Laborwerte der Teilnehmer viel besser als noch vor einem Monat sind. Dann testet über die DNA das biologische Alter seiner Probanden – sie sind alle acht Jahre jünger geworden. Als das durchsickert, steht die Welt Kopf. Die Bundesregierung setzt Sondersitzungen an und die WHO verlangt einen Bericht, um sich auf diese neu Situation vorbereiten zu können. Außerdem flattern die ersten unmoralischen Angebote der Reichen und Mächtigen auf Mosländers Tisch – sie alle wollen jung sein, Nebenwirkungen egal … Der Traum von der ewigen Jugend ist wahrscheinlich fast so alt wie die Menschheit selbst. Aber was wäre, wenn er plötzlich wahr würde? Wenn man entscheiden (und / oder es sich leisten) könnte? Und welche Auswirkungen hätte das auf die Welt und Gesellschaft? Damit beschäftigt sich Maxim Leos Buch „Wir werden jung sein“. Ich habe beim Lesen schon lange nicht mehr so sehr über mein eigenes Leben nachgedacht und gegrübelt, wie ich mich wohl entscheiden würde. Wie jung würde ich werden wollen bzw. müssen? Da ich seit meinem 4. Lebensjahr chronisch krank bin, müsste ich mich in das dritte Lebensjahr zurückversetzen lassen, damit dann ein Arzt versuchen kann, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Das sind mir aber eindeutig zu viel Unsicherheiten, das Medikament wäre also nichts für mich. Oder nimmt man es dann doch, wenn man es angeboten bekommt? Kann ich die Hand für meine Entscheidungen ins Feuer legen? Je mehr ich darüber nachdenke, desto unsicherer werde ich. Würde mein „Neuanfang“ bedeuten, dass ich doch Kinder haben könnte? Würde ich überhaupt welche haben wollen? Oder dürfte ich gar nicht, um eine Überbevölkerung zu vermeiden? Wer oder wie wird entschieden, wer Nachkommen zeugen darf? Oder passiert das sowieso in der Retorte, damit nur noch perfekte, gesunde, hochintelligente Kinder das Licht dieser Welt erblicken und zu deren Weiterbestehen beitragen dürfen? Es ist eine erschreckende, dystopische Vorstellung, die ich ehrlich gesagt nicht erleben möchte. Der Roman ist unerwartet philosophisch und tiefschürfend und regt zum Nachdenken an, weil er zeigt, wie unsere Zukunft aussehen könnte und gleichzeitig klar macht, dass man nie das Allgemeinwohl und die Konsequenzen seiner eigenen Taten und Entscheidungen aus den Augen verlieren darf.