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awogfli

Posted on 26.2.2024

Ein wundervoller Science-Fiction Klassiker aus dem Jahr 1963 ist mir hier in einer Paperback Neuauflage in die Hände gefallen. Ich kann mich irgendwie als Kind noch an ein paar Bilder der Verfilmung von 1976 mit David Bowie als Hauptdarsteller erinnern, die dann irgendwann auch im Fernsehen lief, aber leider ist der ganze Film nicht bei mir hängengeblieben. Wenn ich irgendwann Zeit habe, werde ich möglicherweise noch eine Book2movie Kritik aus dieser Rezension basteln. Bedauerlicherweise steht der Film derzeit nicht auf den gängigen Plattformen zum streamen bereit. Der Einstieg in den Roman ist schon sehr interessant, man wird mitten ins spannende Geschehen geworfen und erst nach und nach erschließt sich der Hintergrund und Kontext dieser Begegnung der dritten Art. Unser Außerirdischer Thomas Jerome Newton ist humanoid, aber natürlich doch etwas unterschiedlich zu unserer Menschheit, wie zum Beispiel von der Anatomie her leichter und größer, hat nicht alle Organe, sieht wie ein Albino aus, kämpft mit der Schwerkraft und hat sich die Sprache und die kulturelle Angleichung für seine Mission von den Fernsehsendungen der Erde angeeignet. Er landet mit seinem Raumschiff irgendwo im ländlichen Amerika und versucht zuerst einmal nicht aufzufallen, keinen Skandal zu verursachen, sich anzupassen und Geld zu verdienen. Er zerstört sein Raumschiff und bestreitet mit dem Verkauf von Platinringen seinen primären Lebensunterhalt. Bald schließt sich Newton mit dem Patentanwalt Farnsworth zusammen und verdient mit auf der Erde völlig neuen Verfahren der Filmentwicklung und anderen unglaublichen Innovationen sehr viel Geld. Durch diesen Innovationssprung wird der Hochschulprofessor Nathan Bryce auf ihn aufmerksam, der es irgendwann managen kann, für dieses Genie zu arbeiten. Bryce hat von Anfang an den Verdacht, dass solche plötzlichen Innovationen beim derzeitigen Stand der Technik gar nicht möglich sein können. Als rationaler Wissenschaftler verbietet er sich aber anfangs den absurden Gedanken, dass es sich um außerirdische Technologie handeln könnte. Eine weitere Protagonistin in diesem Roman stellt die Alkoholikerin Betty Joe dar, die Newton vor der Aufdeckung rettet, als er sich durch einen sehr stark beschleunigenden Lift die Beine bricht. Sie wird seine Haushälterin. Ansonsten lebt der Mann vom anderen Planeten sehr zurückgezogen, hat kaum Kontakt mit der Umwelt bis auf diese Menschen und seinen Chauffeur, der ihn überall hinbringt. Irgendwann beginnt Newton mit seinen durch Innovationen verdienten Millionen ein Raumschiff zu bauen. Lange ist nicht klar, was der Humanoid eigentlich konkret hier auf der Erde vorhat. Ist er feindlich, will er kolonisieren, will er Ressourcen abgreifen? Warum ist er überhaupt gekommen? Was ist mit seinem Heimatplaneten passiert? Der ganze Plot ist derart gut aufgebaut, da sich erst nach und nach erschließt durch Hintergrunderzählungen, Gedanken von Newton und ein paar Gespräche mit Bryce, in denen sich Thomas öffnet, was passiert ist und welche Ziele unser als U-Boot lebender Außerirdische auf der Erde verfolgt. Seine Zivilisation am Planeten Anthea ist dem Untergang geweiht, Ressourcen und Nahrung gibt es nur noch für ein paar Jahrhunderte. Seine Spezies hat sich in der Vergangenheit gegenseitig durch Atombomben fast ausgerottet, den Heimatplaneten zu einem recht humanoidenfeindlichen Ort gebombt und die Ressourcen ebenso sinnlos verschwendet – die Geschichte von Anthea hat fast was von den Osterinseln, nur mit modernster Technologie. Es gibt dort mittlerweile sehr wenig Wasser und Nahrung, Technik und Raumschiffe gibt es genug, aber nicht mehr ausreichenden Treibstoff, um diese zu betreiben. Deshalb ist er als Einziger seines Volkes mit seiner Mission durch eine Rettungskapsel auf der Erde gelandet. Das neue Raumschiff möchte er bauen, um sein Volk – ungefähr 300 Überlebende des Krieges – auf der Erde anzusiedeln. Es bleibt ihm aber nur ein kurzes Zeitfenster von ein bis zwei Jahrzehnten, denn die Erde ist auf demselben destruktiven Weg wie sein Heimatplanet und müsste mit geläuterten Außerirdischen infiltriert werden, bevor die Menschen denselben Fehler machen und ihre Heimat durch Atombomben zerstören. Ihr seht also, sehr spannende ethische Fragen zu Wachstum, Gesellschaft, Kriegstreiberei aus der Sicht eines Außerirdischen, der sich durch die spärlichen Freundschaften mit unserer Spezies annähert und auch seine eigenen Ziele und Motive in Frage stellt. Irgendwann fliegt Thomas Newton auf und wird von Geheimdienst und FBI als das erkannt, was er ist. Auch sehr interessant zu lesen, was die Behörden einerseits wegen der Erkenntnis mit ihm anstellen und was sie von ihm wollen. Besonders hervorzuheben in dieser Story ist die grandiose Figurenentwicklung und der Blick auf unsere und fremde Zivilisationen von außen. Das ist wirklich grandios und auch sehr spannend wie sich der Plot so nach und nach entwickelt. Fazit: Ein Muss für alle Science-Fiction Fans. Aber auch für jene geeignet, die mit dem Genre normalerweise nicht so viel anfangen können, weil es ihnen zu technokratisch ist, weil erstens wenig technischer Kram erklärt wird und der Plot von der Gesellschaft, den Figuren, der Ethik, den Beziehungen und auch der Handlung lebt. Ein absoluter Buchstoffhöhepunkt mit einem uralten Werk. Danke an den Verlag, dass Ihr den Autor und den Roman reaktiviert habt.

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