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awogfli

Posted on 17.1.2024

Lies einen Poschenrieder, haben sie gesagt. Mach ich doch glatt und ich fürchte, ich habe wieder mal einen unbeabsichtigten Kardinalfehler begangen, indem ich exakt mit dem falschen Werk angefangen habe, um den Autor kennenzulernen. Am Anfang des Romans war ich noch sehr angetan, aber sehr schnell haben sich erste Irritationen aufgetan, die sich nach und nach sogar noch bis in ernsthafte Qualitätsmängel aus meiner Sicht verdichtet haben. Wie gesagt das Ausgangssetting des Romans bietet viele Gesichtspunkte, Personen- und Szenenwechsel, aber der Autor hat diese Konstruktion gut entwickelt. Die unterschiedlichen sehr kurzen Erzählstränge sollen die Sicht von jedem einzelnen Mitglied einer Clique auf ein Verbrechen, das einer der Freunde begangen hat, darstellen. Hier ist überhaupt nichts wirr oder unklar oder auch zerhackt präsentiert, die Darstellung folgt genau der Intention, ein Verbrechen und die Sicht auf den potentiellen Täter möglichst aus vielen Blickwinkeln zu beleuchten. Was mich als erste Irritation störte, waren Logikfehler bezüglich der Location an der der Roman spielt. Es wird der Anschein erweckt, es handle sich um Braunau am Inn als Geburtsstadt von Adolf Hitler. Die fiktive Reihenhaussiedlung in Straßen nach Bäumen Dichtern und Erfindern gibt es aber in Braunau nicht. Ich habe es extra auch noch gegoogelt, obwohl ich mich dort auskenne, weil ich jedes Jahr meine Sommerferien bei der Tante dort verbrachte. Zuerst dachte ich auch noch an den Vorort Laab oder Lach, aber auch in diesen Gegenden fanden sich keine Straßen mit den angegebenen Namen. Sorry, dass ich da so pingelig bin, aber wenn man schon eine reale Stadt im Plot verwendet, sollten zumindest die Location existieren und die Straßennamen stimmen. Das ist ganz schlechte Recherchearbeit eines Autors, wozu gibt es eigentlich Google Maps. Nach und nach wird das Grundkonzept nur noch lähmend, der Plot entwickelt sich im Schneckentempo, denn die Geschichte kommt sehr langsam vom Fleck, da jeder einzelne Aspekt und jedwede Handlungsfolge der Straftat von jedem der Freunde Sebastian, Benjamin, Sabine,Till, Emilia, dem Anwalt und dem vermeintlichen Täter, genannt Gefangener, einzeln und ausführlich aus dem eigenen Blickwinkel betrachtet werden muss (Verbrechen, Verhaftung des Freundes, Verhöre, Zeugenaussagen, Enthaftungsforderung, Anwalt, Prozesseröffnung, Prozessverschiebung, Prozesstage…) Das dauert ewig und ist extrem langatmig. So ein Handlungsaufbau gibt zwar sehr gute, intensive Einblicke ins Gerichtsverfahren, verleiht den handelnden Figuren auch ordentlich Tiefe, neigt aber neben dem bereits angesprochenen fehlenden Tempo auch noch zu Redundanzen und wer mich ein bisschen kennt, weiß, wie sehr ich Redundanzen verabscheue. Fazit: Nichtsdestotrotz eine recht saubere literarische Arbeit, wenn sie auch gegen mein erstes Literaturgebot verstößt „Du sollst nicht langweilen“. Deshalb empfehle ich Euch einen anderen Poschenrieder zu lesen, aber nicht diesen. Wie wäre es mit dem? Das Sandkorn. Diesen Roman empfiehlt eine Buchfreundin wärmstens.

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