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awogfli

Posted on 7.1.2024

Ja ich bin ein Fan von dieser Geschichte voller Technik, Spannung und Rasanz, die aber trotzdem auf eine ordentliche Figurenentwicklung wert legt. Ich mag den Protagonisten, seine problematische Beziehung zu seinem Vater und die neu entdeckte Liebe zu Fraancesco(a). Hier werden viele gesellschaftliche Themen und Probleme von heutzutage in eine technisierte Welt von morgen voll schlüssig transportiert. Wir kommen in einer Zukunft noch in diesem Jahrhundert, also im Jahr 2088 an, und in diese Geschichte werden wir auch sofort hineingeworfen. Die technologischen und politischen Entwicklungen werden ganz logisch schlüssig nach und nach erklärt, beziehungsweis erschließt sich das der Leserschaft schrittweise, völlig logisch aus der Geschichte, sodass wir zum Entdecker der Zukunft werden. Das ist sehr gut gemacht und nicht so Erklärbär-mäßig wie sonst immer bei technisch anspruchsvoller Science-Fiction. Ein Virus hat die Weltbevölkerung derart dezimiert, dass die Klimakatastrophe aufgehalten wurde, der Nordosten und der Norden der Welt ist gut bewohnbar, in Mitteleuropa ist es zwar zu warm, um angenehm zu sein, aber nicht lebensgefährlich. Sibirien ist grad der letzte Schrei zur Einwanderung für die restlich verbliebene Bevölkerung. Die ganze Realität ist augmented reality, über die Wirklichkeit sind behübschende Hologramme drübergelegt, die die Welt angenehmer, aber auch die Personen schöner erscheinen lassen. Man kann sich Masken aufsetzen, sein Hirn digitalisieren und dieses in Avatare (Cogits) hochladen lassen. Das funktioniert aber nur so ca. 21 Tage, dann gibt es einen Braincrash, wenn das Gehirn nicht mit dem Ursprungskörper verbunden wird. Man sieht also, die Technik hat die Natur noch immer nicht ganz ausgetrickst, den Menschen sind noch immer die Grenzen der Biologie gesetzt. Privatsphäre ist wieder wichtig. Vorratsdatenspeicherung wurde abgeschafft. Durch Holonet, Masken und Mind uploading (Gehirn) in Cogits (Avatarare) kann jeder seine Identität schnell wechseln. Unser Protagonist Galahad Singh arbeitet als Quästor, das ist eine Art Privatdetektiv, der versucht, untergetauchte Personen, vor allem Männer im Auftrag ihrer Familien wiederzufinden. Diesmal soll er die Kryptographin Juliette Perotte im Auftrag ihres Vaters aufspüren, die für die digitalen Gehirne den Verschlüsselungsalgorithmus programmiert hat. Unser Galahad Singh bräuchte eigentlich gar nicht seinen eigenen Job ausüben, denn er wird von seinem Vater, der die Photosynthese mit Kunststoffbäumen nachgebaut hat, gedrängt, in das multinationale Unternehmen als sein Nachfolger einzusteigen. Aber Galahad will nicht, er will sein eigenes Ding machen. Bei dieser rasanten Jagd verliebt er sich in ein Cogit Francesco oder Francesca von dem er bis zum Ende der Geschichte nicht weiß, wie die Person tatsächlich aussieht. Francesco(a) arbeitet für eine Pariser EU-Behörde, die dafür sorgt, dass verbotene künstliche Intelligenz (ja genau KI ist in dieser Zukunft 2088 nicht erlaubt, weil sie zu gefährlich wurde) von großen Unternehmen, Politikern und anderen Menschen nicht eingesetzt wird. Es folgt ein rasanter, schlüssiger, atemberaubender Thriller, der mich vom ersten bis zum letzten Satz gefesselt hat und der schlussendlich auch sehr viel Ethik zum Thema KI verarbeitet. Fazit: Unbedingt lesen! Die Flachheit der Figuren, die ich noch in Drohnenland kritisiert habe, hat Hillenbrand nun auch restlos ausgemerzt. Sensationell, ein rasanter, klug gemachter Pageturner sondergleichen.

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