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awogfli

Posted on 26.12.2023

Dieser Roman ist ein Paradebeispiel wie ein psychopathischer, gewalttätiger, toxischer Ehemann schrittweise und konzertiert vorgeht, um seine Frau zum wehrlosen Opfer zu machen und ihr jeglichen Ausweg strategisch verbaut. Er prügelt in der Beziehung natürlich nicht sofort los, sondern lässt nach und nach seine Masken fallen. Auch vom Standpunkt der Leserschaft sind die Grenzüberschreitungen allmählich und nur marginal, immer ein bisschen mehr Übergriffigkeit, sodass man sich ebenso geistig an den psychischen Missbrauch gewöhnt und dann von den körperlichen Übergriffen gar nicht mehr so überrascht ist. Großartig hat die Autorin diese sich nach und nach entwickelnde Gewaltbeziehung geschildert und den allmählichen Weg in die unentrinnbare Falle. Zu Beginn gibt es nur kleine Hinweise und Irritationen, die sich dann schrittweise steigern und in einem höchst gewalttätigen Finale münden. Hier wird der toxische Ehemann Maksym, sehr gut skizziert, der generalstabsmäßig vorgeht, indem er nach und nach seine Frau Martha auch chirurgisch von ihren Freunden und der Familie trennt, die er angeblich nicht leiden kann. Er inszeniert Streit und nimmt seiner Frau jeden Rückhalt, weil sie sich auf seine Seite stellen muss. Kleine Hinweise auf einen psychopathischen Charakter gab es natürlich auch, – aber die Liebe halt – besser gesagt der Wunsch der Protagonistin mit sehr geringem Selbstbewusstsein, dass die Beziehung funktionieren muss, weil das eine persönliche Bankrotterklärung wäre. Da ist man schon bereit, die unangenehmen Bauchgefühle runterzudrücken und zu kuschen. Erst als Maksym Martha komplett im Eck hat, als sie schwanger wird, natürlich nicht mehr arbeitet und sie ihm zudem das Haus überschrieben hat, damit er sich besser fühlt, zeigt er sein wahres Gesicht. Zu dieser Zeit hat Martha aber schon alle Brücken durch die Intrigen von Maxim zu allen anderen Leuten abgebrochen, schämt sich nur noch und versucht, die täglichen Gewaltorgien irgendwie zu überleben und die Spuren in der Öffentlichkeit zu vertuschen. Das Finale ist irgendwie ein Happy End, denn Martha beginnt, sich zu wehren und sich aus der hoffnungslosen Situation zu befreien. Was neben der grandiosen Sprache auffällt, ist der Umstand, dass Gewalt nicht vordergründig dargestellt ist, sondern wabert. Abwertung, Angst und Schrecken prägen diesen Roman über weite Strecken, bis es letztendlich zur Entladung in Gewalt kommt. Ein sehr gutes Psychogramm einer Missbrauchs-Beziehung. Fazit: Sehr heftiger Roman, aber absolut lesenswert. Nichts für zarte Gemüter. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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