awogfli
Grottenschlechter Murakami Verschnitt Von Banana Yoshimoto kenne ich bisher nur Kurzgeschichten, die ich recht gut fand, und den Roman Amrita, ihren berühmten Roman Kitchen habe ich noch nicht gelesen. Was ich bisher so von ihr mitbekommen habe, imitiert sie des Öfteren den esoterischen Stil von Murakami. Geister von Toten, Vorahnungen und Visionen, Reisen in eine Zwischenwelt durch den Astralleib, Zombi-Sklaven, jahrelang andauernde Katatonie durch eine Art Schlafkrankheit und eine Art moderner Werwolf prägen den Plot, was ganz normal und selbstverständlich in den Alltag einer fiktionalen Geschichte in der Gegenwart integriert ist. So ein Bedürfnis nach dem Übersinnlichen ist wahrscheinlich auch der Shinto-Religion der Vorfahren geschuldet und kollidiert maximal mit der typischen rationalen japanischen Leistungsgesellschaft, in der keine Sekunde Platz für solche Ideen ist. Wahrscheinlich macht gerade dieser Gegensatz zur Realität und die Sehnsucht nach der Vergangenheit den Erfolg solcher fiktionalen Literatur in Japan aus. Diesmal hat aber die Autorin, obwohl sie sehrwohl gut zu formulieren weiß, total über das Ziel hinausgeschossen. Ich kann mich durchaus auch auf fantastischen Realismus und esoterische Romane einlassen, aber hier wurde einfach zu viel auf die Tube gedrückt, der Plot ist einfach laangweilig und mäandert nicht nur viel zu lange, sondern auch noch viel zu inkonsistent in Sphären ohne Sinn herum. Zudem ist die ganze Geschichte letztendlich nicht philosophisch so wie bei Murakami, sondern kitschig wie eine typische Frauen-Schmonzette angelegt. Auch die Figuren, ihre Motive und Handlungen erschließen sich mir einfach nicht, sie bleiben blass, farblos und ambivalent. Wie kommen die oben erwähnten esoterrischen* (terrisch* = taub, falsch geschrieben beabsichtigt) Elemente überhaupt in einer Gegenwartsstory zusammen, das muss ich glaube ich auch noch kurz erläutern. Mimi hat ihren Vater verloren, die Mutter ist seit Jahren durch eine Schlafkrankheit in ein Wachkoma gefallen, sie stammt angeblich von Außerirdischen ab. Plötzlich ist Mimis Schwester Kodachi wie vom Erdboden verschluckt. Es scheint, dass sie die Mutter durch Astralreisen aus dem Wachkoma holen will. So zieht Mimi von Tokio in ihre Heimatstadt Fukiage und trifft dort ihren Lebenspartner und Seelenverwandten. Große kitschige Liebesgeschichte. Zudem gibt es da auch noch diese ländlichen Zombies, die sie angreifen und in einem Schloss den modernen Werwolf, der sofort ihre Schwester ehelichen will, obwohl sie noch gar nicht gefunden und ihr Schicksal total ungewiss ist. Dann wacht die Mutter wieder auf, die Schwester wird in einem Kühlraum gefunden, der Werwolf und die Schwester heiraten und die gesamte Familie lebt glücklich im Schloss des reichen Fabeltiers. Versteht Ihr jetzt, warum das alles zu viel ist? Bei Fantasy bin ich ja live dabei, wenn sie gut gemacht ist, aber das geht wirklich nicht, das ist Mumfug und Schwachpitz in Reinkultur. Plot totaler Mist, Kitsch und sinnlose Romantik tropft bis zum Erbrechen und Zuckerschock aus allen Seiten und die Figuren verhalten sich auch völlig inkonsistent, als hätte ihnen ein Zombie-Virus jeglichen Verstand geraubt und das Gehirn zerfressen. Auch irgendwelche philosophischen oder gesellschaftskritischen Anspielungen wie bei Murakami habe ich trotz einer Lupe nicht gefunden. Ich habe ja schon einige japanische SchriftstellerInnen gelesen und schätzen gelernt, zudem auch Europäerinnen, die lange in Japan gelebt haben, aber das ist wirklich das schlechteste Stück Literatur aus diesem Kulturkreis, das mir bisher in die Finger gekommen ist. Fazit: Fürchterlich! Die Lesewarnung ist hiermit raus.