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evaczyk

Posted on 23.9.2023

Die Tote im Lavafeld Seit einem halben Jahr ist eine junge Frau in einer isländischen Kleinstadt verschwunden, doch vermisst wird sie offenbar nicht einmal von ihrer 16-jährigen Tochter. Alkoholabhängig, nicht besonders zuverlässig, hat die alleinerziehende Mutter einen Abschiedsbrief hinterlassen. Wollte sie mit einem Suizid aus all ihren Problemen flüchten? Doch als in einem Lavafeld eine weibliche Leiche gefunden wird, scheidet für die ermittelnde Polizistin Elma und ihr Team ein Selbstmord oder Unfall schnell aus. Zu sehr wirkt die Tote wie abgelegt und versteckt. Doch wer könnte Interesse daran haben, eine Frau zu töten, die eh schon länger auf der Verliererseite des Lebens steckte? In "Verlogen", dem zweiten Band von Eva Björg Aegisdottir Reihe um die isländische Polizistin Elma, ist der Titel bereits Programm. Denn zahlreiche Lügen müssen auf der Suche nach der Wahrheit aufgedeckt werden. Dabei versteht es die Autorin gut, ihre Leser*innen ebenfalls mit manchem Täuschungsmanöver zu überraschen, zu dem auch verschiedene Erzähperspektiven beitragen. Denn da geht es einerseits um eine junge Mutter mit vielen Problemen, die ihr Kind nicht lieben kann und deren Tochter selbst verhaltensauffällig und aggressiv ist. Angesichts des Vermisstenfalls ist die Idee naheliegend, dass hier eine Vorgeschichte geschildert wird. Oder ist es doch alles ganz anders? Motive, die problematische Mutter aus dem Weg zu schaffen, hätte selbst die eigene Tochter: Schließlich kann sie nun endlich ganz bei den Pflegeeltern leben, bei denen sie zuvor jedes zweite Wochenende verbracht hatte und die sie nur zu gerne adoptiert hätten. Pflegeeltern, die ihr zudem alle möglichen Statusartikel bieten können, die sich die Mutter nicht leisten konnte. Pflegeeltern, die auch alles tun würden, um "ihr" Kind ganz für sich zu haben? Komplizierte Mutter-Tochter-Beziehungen, die Unfähigkeit zu Lieben, die Sehnsucht nach Freundschaften, Einsamkeit und Isolation - die Autorin entwickelt komplexe Beziehungsgeflechte und sorgt immer wieder für überraschende Wendungen. Dieses Buch hat mir sogar noch besser als der erste Band der Serie gefallen, es ist spannend und mit interessanten, vielschichtigen Figuren. Auch das Privatleben der Polizisten ist nicht ohne Höhen und Tiefen. Diese Island-Kriminalromane schüren Ungeduld auf einen weiteren Band der Reihe

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