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awogfli

Posted on 18.9.2023

Also der Titel dieses Buches ist schon sehr provokant, aber Ihr kennt mich ja mittlerweile, ich möchte dann auch aus reiner Neugierde zwischen die Buchdeckel hineinschauen. Bin drauf aufmerksam geworden, weil die Autorin massenweise 1-Sterne-Rezensionen von NichtleserInnen bekommen hat, da muss ich mir dann einfach unbedingt selbst eine Meinung bilden und kann nicht nachplappern, was die eine oder andere Seite zu sagen hat. Schnell stellt sich heraus, es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es im reißerischen Titel gekocht wurde. Das Werk ist aus radikalfeministischer Sichtweise geschrieben, wie mit dem Thema Trans und Selbstbestimmungsgesetz und den daraus folgenden Konsequenzen politisch, rechtlich und gesellschaftlich in Deutschland umgegangen wird. Dabei wird anhand von anschaulichen Beispielen und zudem auch sehr populärwissenschaftlich und für jeden verständlich argumentiert. Die genannten persönlichen Fälle wie Livia, Scott, Marie-Luise und Rona sind nicht erfunden. Ich kenne sie von Twitter, denn ich habe schon seit mehr als einem Jahr Kontakt zu umoperierten Transsexuellen, DetransitioniererInnen und kritischen Radikalfeministinnen, einige davon kenne ich nicht nur virtuell, sondern ich habe sie in Wien sogar persönlich getroffen. Die medizinische Erklärung in Kapitel 3 was bei einer Transition, also der Gabe von Pubertätsblockern und Cross-Sex-Hormonen im Körper eines Kindes oder Jugendlichen passiert, ist sehr gut recherchiert beschrieben. Ebenso wie dann anschießend Top-Surgeries (doppelte Mastektomie oder Brustaufbau) und Bottom Surgeries (Penisaufbau oder Neo-Vagina) funktionieren und was hier tatsächlich alles schief gehen kann. Das sollte sich mal jeder junge Mensch mit Transitionswunsch aufmerksam durchlesen, denn auf Tiktok, Insta und Twitter hört man nur Jubelmeldungen. Von DetransitioniererInnen habe ich gehört, dass auch viele Ärzte in den spezialisierten Kliniken nicht vollumfänglich über die Wirkungen und Nebenwirkungen von Gender Affirming Care aufklären. In Kapitel 4 werden die Auswirkungen des deutschen Selbstbestimmungsgesetzes diskutiert und genau jene Bereiche herausgearbeitet, wo das Gesetz mangels Rechtsfolgenabschätzung Missbrauch zulässt und in welchen Bereichen das biologische Geschlecht in Frauenschutzräumen zählen sollte. Zum Beispiel im Sport, in Frauenhäusern, in Krankenhäusern, Altenheimen, in Toiletten und Umkleiden, im Gefängnis, in Lesbenräumen, bei der Frauenförderung, Missbrauch von Straftätern jeglicher Art bei Identitätswechsel. Das ist sehr gut analysiert. Auf den ersten Blick wirkt das Ganze brillant. Der große Rundumschlag für alle, die bisher ausgegrenzt waren, und die jetzt endlich dazugehören. Es gibt nur ein Problem. Eine Bewegung, die allen den gleichen Schutz verschaffen will, wirkt wie ein Fischzüchter, der Haie, Piranhas, Thunfische und Enten ins gleiche Becken setzt. Er verschafft den Haien und den Piranhas eine leckere Mahlzeit auf Kosten der Thunfische und der Enten. Genau denselben Effekt hat es, wenn man allen Menschen gestattet, nach ihrem Gusto den Geschlechtseintrag zu wählen. Es gibt jede Menge Kollateralschäden. Im Kapitel 5 geht es dann um die Gelder, die in Deutschland in den Aktionsplan Queer Leben einfließen und wie diese Ideologie auch international politisch und gesellschaftlich durchgesetzt wurde und wird. Hier werden wieder allseits bekannte und gut recherchierte Beispiele, wie jenes von J.K. Rowling aufs Tapet gebracht, und wie jegliche sachliche Kritik mit persönlichen Angriffen und Diffamierungen der Autorin abgewürgt wurde. Spätestens ab da fiel mir als Wissenschaftlerin etwas an diesem Werk leider unangenehm auf. Wenngleich ich auch die Quellen zu den Beispielen alle selbst belegen kann, denn sie werden und wurden ja auch von einigen Radikalfeministinnen regelmäßig sorgfältig recherchiert und dokumentiert, so wie z.B. Rona Duve ein umfangreiches Archiv der Geldflüsse angelegt hat, so fehlen mir die Quellen schmerzlich in DIESEM Buch. Ich habe sie auch nicht hinten im Anhang gefunden Die Fakten stimmen übrigens alle, ich bin ja schon ein Jahr im Thema, ABER warum zum Teufel gibt es hier keine Quellen? Mir ist schon klar, dass ein solcher Populärtext ohne Fußnoten zwar einfacher lesbar ist, aber da hat die Autorin dem Anliegen einen Bärendienst erwiesen, weil das Werk büßt ohne Dokumentation bei so einem sensiblen Thema massiv an Glaubwürdigkeit ein. Gerade hier sollte ordentlich dagegen gearbeitet werden, dass alle Aussagen „aus dem Paulanergarten“ abgetan werden können. Abgesehen davon, echauffiere ich mich auch bei anderen Sachbüchern über die spärlichen Quellen, da können andere AutorInnen auch ein Lied davon singen. Hier empfehle ich, unbedingt noch nachzubessern. Ab Kapitel 6 präsentiert uns die Autorin ein leidenschaftliches Manifest über die Geschichte und die zukünftig angedachte Entwicklung des Feminismus aus radikalfeministischer Sicht. Das kann frau mögen, muss aber auch nicht sein. Mir hat dieser Teil sehr gut gefallen. Fazit: Inhaltlich sogar sehr gut, Thema verständlich aufbereitet, aber es fehlen Quellen, Quellen, Quellen. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit würde ich nun die dementsprechende akademische Nachbearbeitung einfordern, was ich bei dem Thema auch im Sachbuchbereich unumgänglich finde. Deshalb gibt’s von mir nur eine bedingte Leseempfehlung.

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