Dagmar
„Mistral“ erzählt, wie es ist, wenn Wind und Wetter den Rhythmus vorgeben, wenn Leben und Natur eines sind. Maria Borrély beschreibt wilde Schönheit der Haute Provence und die harte Arbeit, die es braucht, um all die Schätze – Lavendel, Mandeln, Früchte – zu ernten. Fast schwärmerisch lässt sie Farben und Gerüche lebendig werden und kehrt doch immer wieder zum kargen, präzisen Ton zurück, der so perfekt zur Landschaft passt. Mittendrin Marie, die sich bis zu dem Tag, an dem sie sich verliebt, kein anderes Leben vorstellen kann. Immer weht der Wind, der die Menschen mal spielerisch umschmeichelt, um dann wieder zu zeigen, dass er auch anders kann. Seine ständige Präsenz gilt es auszuhalten, sonst wird man nicht nur sehnsüchtig, sondern auch wahnsinnig. Aber „Mistral“ von Maria Borrély ist so viel mehr als ein Provence-Roman. Das Buch ist eine Wiederentdeckung, die ahnen lässt, wie viele großartige Bücher von Frauen uns verloren gegangen sind. Sogar solche, die bei Erscheinen Lob von großen Schriftstellern ihrer Zeit erhielten. Warum „Mistral“ doch knapp 100 Jahre überlebt hat, was verlegerischer Mut und die Reisen einer Übersetzerin in die kleinen Dörfer der Haute-Provence damit zu tun haben, erzählt das ausführliche Nachwort. Auch diese Geschichte wäre einen Roman wert!