awogfli
Puh, normalerweise bewerte ich meistens Inhalt vor Form, und der Inhalt war nicht ganz so furchtbar, aber diesmal hat mich stilistisch so viel extrem genervt, dass ich bedauerlicherweise einen bösen Verriss produzieren muss. Ich kann ja mit vielen Stilmitteln umgehen wie Jugendsprech, abgehackter Sprachstil etc., aber wenn hier die Sprach- und Erzählqualität eines Schulaufsatzes, respektive von einem sehr schlechten Schüler präsentiert wird, der in der Unterstufe des Gymnasiums in Deutsch mindestens eine Klasse wiederholen, in die Hauptschule gehen oder dringendst sehr viel teure Nachhilfe besorgen sollte, dann ist mein Verständnis nicht mehr vorhanden und meine Duldungsfähigkeit ausgereizt. Was ich konkret kritisiere, das sind nämlich sehr viele Schnitzer, die allem widersprechen, was man gemeinhin als guten Schreibstil und gutes Schreibhandwerk bezeichnet, dieser Roman verstößt gegen alle Regeln gleichzeitig. Erstens: extrem mühsam permanente inhaltliche Redundanzen machen mich wahnsinnig, aber die Redundanzen sind auch innerhalb der Sätze, wie lang der Autor herumschreibt, bis er ein einfaches Ereignis mehrfach mit anderen Worten beschreibt. Zweitens und drittens: Inflationäre Wortwiederholungen zehn Sätze hintereinander dasselbe vermaledeite Wort und dann auch nur Hauptsatzkonstruktionen. Wie ein Unterstufen-Schüler, der noch nie gelernt hat, einen anständigen Text zu schreiben. Auch erfordert der Inhalt überhaupt nicht, so einen schlechten Stil zu präsentieren, weil beispielsweise aus der Sicht eines Kindes formuliert wird. NeinNein, diese unglaublich handwerkliche Schwäche ist nicht gewollt, passt auch nicht in den Plot und ist eindeutig dem Autor zuzuschreiben. Damit Ihr wisst, warum ich so fuchsteufelswild bin, möchte ich das ganze Mal nur an zwei Absätzen demonstrieren, die sich permanent im ganzen Roman alle gleichen. „Davon und vom Gasthof Habsburg in Hohenems hatte er immer wieder gesprochen. Von Menschen in diesem Haus wurden Flüchtenden geholfen. Vom Gasthof Habsburg aus sind die zunächst im Landhaus gelandet. Und ins Landhaus sind dann die Schweizer gekommen, die sie dort abgeholt haben, die Fluchthelfer. Das Landhaus lag mitten in den Feldern der Landstraße und war gut geeignet als erste Strecke auf dem Weg hin zur Grenze, nur noch ein paar Hundert Meter waren es von dort bis zum Alten Rhein. Nach dem Krieg ist es abgebrannt, lange danach.“ "Wie die Valduna war auch die Liebfrauenkirche eine Burg. Und die wollte sie sehen, das erste Mal als meine Mutter mit mir in eine Kirche gehen wollte. Über einen steilen Serpentinenweg stiegen wir den Berg hinauf. Von dort oben sahen wir das Land ringsherum. Diese Kirche war für mich ein markantes Zeichen auf dem Weg zur Valduna. Rankweil ist diese Kirche. Wenn man an Rankweil denkt, denkt man an die Liebfrauenkirche und die Valduna gleich hinter Rankweil.“ Also seid mir nicht bös, aber wenn Ihr bei so einem Stil kein Nicht Genügend vergeben wollt, dann wärt Ihr als Kritiker und Lehrer einfach zu milde. :D Inhaltlich, nachdem ich verärgert die Redundanzen mühsam geistig weggestrichenen habe, ist der Plot nicht ganz so furchtbar wie Sprache und Stil, aber auch hier zeigen sich massive Schwächen, denn auch dramaturgisch ist das Ende äußerst unbefriedigend. Fazit: Völlig entbehrlich – ich erzähle Euch nicht mal, worum es geht, es lohnt sich nicht, denn ich habe schon lange keine so dringende Lesewarnung aussprechen müssen.