Fabian Neidhardt
Ein Arzt, der bald stirbt, macht mit seinem Sohn eine letzte große Reise, bevor dieser zur Waisen wird. Im Auftrag des Zensus fahren sie von Ort zu Ort, schreiben die Menschen auf und markieren sie, in einer Welt, die mir andauernd bekannt vorkommt, aber nicht meine ist. Sie ist voller Eigenheiten und komischen Ritualen, die ich nicht kenne. Und irgendwie ist auch diese Geschichte so. Schon lange nicht mehr habe ich mir so viele Stellen in einem Buch markiert, weil sie etwas in mir berührt haben. Aber gleichzeitig habe ich ganz oft nicht verstanden, was eigentlich passiert. Jesse Ball hat vor 25 Jahren seinen Bruder verloren. Einen 24jährigen Mann, der das Down-Syndrom hatte. Dieses Buch ist eine Art, damit umzugehen. So schreibt er es auch im Vorwort: „Was ich in meinem Herzen fühle, wenn ich über ihn und sein Leben nachdenke, ist so gewaltig, so strahlend, dass ich mir dachte, ich müsse ein Buch schreiben, das Menschen dabei hilft zu verstehen, wie es ist, wenn man einen Jungen oder ein Mädchen mit Down-Syndrom kennt und liebt.“ Mit diesem Vorwort bin ich an das Buch, in dem der Begriff Down-Syndrom einfach nicht mehr vorkommt. Dafür so viele tolle Worte und Bilder, die mir nah gehen. Und vielleicht geht es bei diesem Buch nicht um eine großartige Geschichte, den klischeehaften Roadtrip. Ich muss sie vielleicht gar nicht logisch begreifen müssen. Ich muss sie nur fühlen. Und das mache ich noch Wochen nach der Lektüre.