awogfli
Dieser Krimi, der in Venedig und Wien spielt hat mich über weite Strecken köstlichst unterhalten. Zwei alte Ladies namens Chris und Biggi mit aktuellem massiven Pensionsschock machen sich auf einen Kurzurlaub in die Lagunenstadt auf. Dort treffen sie in einem Vaporetto zufällig ihre Klassenkameradin Adele, die als Workaholic noch immer sehr stark in ihrer Zahnarztpraxis eingespannt ist und nur wegen des Hilferufs ihrer Wahl-Tante nach Venedig gekommen ist. Leider hat Adele zu spät reagiert und muss nun feststellen, dass Tante Pauline kürzlich verunfallt ist. Sie kann also nur noch dem Begräbnis beiwohnen. Irgendwas stimmt mit dem Tod von Tante Pauline nicht. Da war der Hilferuf an Adele, den sie leider nicht so dringend interpretierte und auch den Inhalt nicht ganz verstand. Plötzlich ist auch ein Neffe aus Amerika namens Marlon aufgetaucht, der Adele nicht einmal ins Haus lässt, obwohl sie einen Schlüssel zum Palazzo hat. Die Umstände des Todes sind ebenso ungeklärt, zur Polizei zu gehen, bringt aber auch nichts mehr, denn die Leiche wurde wirklich sehr schnell eingeäschert. Aus zwei alten Ladies wird also unvermutet ein Trio, das sich als drei Aushilfs-Miss-Marples ans Ermitteln macht. Köstlich sind mehrere Aspekte zu Beginn des Romans an der Location Venedig: wie alte Ressentiments aus der Schulzeit aufgearbeitet und überwunden werden, wie Adele, Biggi und Chris die Stadt erkunden und wie liebevoll kulinarische und touristische Hotspots in den Plot eingewoben werden. Zudem erfährt man auch sehr viel über das interessante Leben der verstorbenen Tante Pauline nach dem Zweiten Weltkrieg, wie sie aus Wien geflohen und wie sie zu Palazzo und Reichtum gekommen ist. Nach dem Begräbnis müssen alle drei Ladies wieder zurück nach Wien. Doch die Erlebnisse in Venedig lassen sie nicht los. In einer Society-Reportage im heimischen Fernsehen sehen sie Neffe Marlon zusammen mit einem berühmten Galeristen bei einer in der Wiener Kunstwelt hochkarätig eingeschätzten Präsentation eines mittlerweile berühmt gewordenen Malers. Im Hintergrund hängt ein Bild – eindeutig Tante Paulines Hochzeitsportrait. Nun ist der Verdächtige klar, der Neffe hat schon vor Paulines Tod das Familiensilber verscherbelt, denn so eine Ausstellung wird ja von langer Hand geplant und die Tante ist erst seit ein paar Tagen tot. Doch die Damen irren, der dubiose Neffe wird einige Tage später tot aufgefunden. Ursprünglich glaubte man einen unidentifizierten amerikanischen Studenten vor sich zu haben, aber es ist eindeutig Marlon. So begeben sich die Damen in die Kunstwelt und ermitteln in der Galerie. Eine weitere Detektivrunde muss dann nochmals in Venedig eingelegt werden, und der Plot vollzieht noch ein paar sehr überraschende Wendungen, die mir bis auf eine sehr gut gefallen haben. Ich kann mich jetzt nur in Andeutungen ergehen aber Leonardo da Vinci? Echt jetzt? Wäre es nicht eine Nummer kleiner gegangen, ein Kaliber wie der zur Berühmtheit gelangte Englische Maler, der Paulines Hochzeitsportrait gemacht hat, hätte es auch getan. Ansonsten gut amüsiert, spannender Plot wenn auch am Ende ein bisschen drüber. Sogar ein bisschen Flirt haben die alten Ladies noch drauf. Insbesondere Adele mit dem Wiener Inspektor. Und die Moral von der Geschicht. Pensionslangeweile gibt es nicht. Fazit: Gut.