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Schöne heile Welt „Er wollte auffallen, wollte besonders sein. Er war wie besessen davon, dass man staunend über ihn sprach und ihn bewunderte. Vor allem aber wollte er Macht haben …“ (S. 27) Hanns Borchardt ist ein Macher, der sich selber gern in den Zeitungen sieht – als DER Baulöwe von Berlin, der sich natürlich auch in sozialen Projekten engagiert. Er hat sich nach ganz oben gearbeitet und jongliert bei seinen engagierten Projekten mit Millionen und Grundstücken, lebt ein Vorzeige-Luxusleben mit der perfekten Familie. Seine Frau Maria ist dabei immer an seiner Seite. Auch mit 50 noch wunderschön und ihm zugewandt, doch so langsam kommt sie ins Grübeln. Hanns hat sich verändert, geht nicht mehr auf sie und ihre Wünsche ein, sie hat zu funktionieren. „Sie fand in ihrem Leben überhaupt nicht statt, vor allem aber hatte sie das Gefühl, einen Teil ihrer Lebenszeit einfach vergeudet zu haben.“ (S. 25) Seine erwachsenen Kinder Holger und Hanna rebellieren. Holger hasst das Studium der Wirtschaftswissenschaften, das Hanns festgelegt hat, und auch Hanna will ein unabhängiges Leben führen, bei dem ihre Eltern nicht alles bestimmen. Als sie ihren Vater vor dem Nachtclub „Golden Paradise“ in einer kompromittierenden Situation mit dessen Besitzerin Lea Stern sieht, kommt sie ins Grübeln. Doch Hanns kann sich rausreden. Er ist nur an Leas Grundstück interessiert … Hanns geht über Leichen, ist ein Lügner und Betrüger, ein Emporkömmling, der die Not anderer ausnutzt und (fast) alle manipulieren kann – ein Protagonist, den man so richtig schön hassen kann. Bei Maria, seiner naiven Ehefrau, die ihm alles glaubt und alles verzeiht, funktioniert seine Masche noch am längsten, aber auch sie denkt irgendwann über Scheidung nach. Seine Kinder haben ihn schon lange durchschaut. Holger zieht aus, engagiert sich bei den Studentenprotesten und lernt dabei Monika kennen, eine gefährliche Frau, in die er sich unsterblich verliebt. Sie plädiert für freie Liebe und kämpft gegen den Staat. „Ich bin Freiheitskämpferin. Wir sind die Stadtguerilla.“ (S. 237). Damit stößt sie bei Holger auf offene Ohren. Er hat schon lange den Verdacht, dass bei den Geschäften und Projekten seines Vaters nicht alles mit rechten Dingen zugeht und will ihn zerstören. Doch nicht mit den Mitteln, zu denen Monika und ihre Freunde greifen. Und Hanna ist von Lea Stern fasziniert, der einzigen Frau, die ihrem Vater offen die Stirn bietet und sich nicht unterkriegen lässt, egal was Hanns versucht, um ihr Grundstück doch noch zu bekommen. „Nur wer die Kontrolle hat, kann verhindern, zum Spielball zu werden.“ (S. 223) Außerdem freundet sich Hanna mit Cord an, der ganz besondere „Filmchen“ dreht. All das passiert in nur 5 Wochen. Caren Benedict hat die Handlung extrem dicht gedrängt, lässt sich die Dramen immer schneller immer höher schaukeln, bis es zum großen Knall kommt. Mir war es leider etwas zu überladen, ich hätte neben den oben erwähnten Problemen nicht auch noch (Achtung Spoiler) Diversität, RAF und Pornos gebraucht, obwohl das damals aktuelle Themen waren. Zudem waren mir die Protagonisten teilweise zu stereotyp. Allerdings hört es so spannend auf, dass ich den 2. Band unbedingt lesen muss.