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Britischer Humor und ein charmantes Ermittlerteam Es gibt Bücherserien, die nach dem ersten Erfolg abflauen und in Routine erstarren. Die Donnerstagsmordclub-Serie von Richard Osman gehört erfreulicherweise nicht dazu. In ihrem dritten Fall mischen die vier Hobby-Schnüffler aus der Seniorenresidenz einen Fall von Geldwäsche auf. Und noch nie war so viel Liebe mit im Spiel. Die angejahrten Freizeitermittler, die mittlerweile stramm auf die 80 zugehen, wollen diesmal einen Mord ohne Leiche aufklären. Denn vor Jahren verschwand eine junge Journalistin, die einem brisanten Fall von Geldwäsche auf der Spur war. Ihr Auto stürzte über eine Klippe, doch die Leiche der jungen Frau blieb verschwudnen. Die ehemalige Krankenschwester Joyce macht sich ja zunächst ein bißchen Hoffnung auf den silberlockigen Moderator der Nachrichtensebdung des Lokalsenders, der mit der Vermissten befreundet war. Erotisch kann der Frauen allerdings so gar nichts abgewinnen - Pech für Jodyce. Dafür ist die energische Maskenbildnerin Pauline eine Frau nach dem Herzen von Ron, dem rauhbeinigen ehemaligen Gewerkschaftsführer. Hier kann er nun auch einmal seine sanfte Seite zeigen. Psychiater Ibrahim wiederum ist als Therapeut der inhaftierten Drogenbossin Connie gefragt. Vielleicht schafft er es ja noch, ihr die Pläne für einen Mord an seinem besten Kumpel Ron auszureden. Und Elizabeth, die ehemalige MI6-Agentin? Sie wird zusammen mit Ehemann Stephen entführt und wird zu einem Mordauftrag an einem ehemaligen KGB-Oberst erpresst. Kein Zweifel, das muntere Quartett kommt kaum zum Ermitteln bei soviel Ablenkung! Und dann ist da noch Elizabeths Sorge um den geliebten Stephen, dessen Demenz immer weiter fortschreitet. Für Chauffeursdienste und Muskeleinsatz erhalten die Senioren wie schon in den vorangegangenen Bänden tatkräftige Unterstützung von Bogdan, dem starken Polen mit allerlei Talenten und Kontakten, und auch Chris und Donna, die beiden Polizisten, mit denen sie schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben, sind wieder mit dabei. Ein bewährtes Team also, mit liebenswerten Charakteren, die im Laufe der Jahrzehnte ihre kleinen Eigenarten entwickelt haben, gemeinsam aber trotz arthritischer Knie und verschlechterter Sehkraft unschlagbar sind. Manchmal geht es zwar drunter und drüber, doch die hartnäckigen Alten mit ihrem kauzigen Charme lassen sich nicht von einer einmal aufgenommenen Fährte abbringen und habe so ihre Tricks, von der Fernsehmoderatorin bis zum Polizeipräsidenten andere für ihre Vorhaben einzuspannen. Für Leser, die die beiden vorangegangenen Bände nicht kennen, ist das Buch vielleicht ein bißchen überfrachtet, denn so manches baut auf den Frozzeleien und Sticheleien der Vergangenheit auf. Klar, dass das Quartett auch diesmal wieder auf reichlich unorthodoxe Art ermittelt, mal scheinbare Naivität, mal die Killer-Qualitäten von Elizabeth einsetzt und gleich vierfach aus dem Erfahrungsschatz eines langen Lebens schöpfen kann. Turbulent, humorvoll und sehr britisch ist diese Cozy Krimi-Serie und es bleibt zu hoffen, dass Richard Osmond seinen Romanfiguren ein langes Ermittlerleben beschert.