evaczyk
So hatte sich Börnie, Marketingchefin eines Kosmetikunternehmens, ihre Abschiedsparty nicht vorgestellt: Statt Ex heißt es plötzlich Exitus. Börnie betrachtet die Feier gewissermaßen aus der Vogelperspektive, einschließlich des eigenen Körpers, der reichlich derangiert und buchstäblich mit Schaum vorm Mund auf dem Boden liegt. Keine Nahtod-Erfahrung, sondern richtig tot, wie der Gerichtsmediziner dem schnuckeligen Detektiv bestätigt. Börnie hört staunend zu - und staunt, dass sie hier überhaupt noch zuhören kann. Empört ist die frischvergiftete Tote, dass ihr Selbstmord unterstellt wird. Dabei ist sie doch gar nicht der Typ für Suizid, schäumt die Frau mit der Machermentalität, die auch als Geist nicht einfach stillsitzen und dem ansehnlichen Kommissar die Arbeit überlassen kann. Für sie steht fest: es war Mord. Und deshalb ermittelt sie, quasi aus dem Jenseits, in eigener Sache. "Es gibt ein Sterben nach dem Tod" heißt die cozy Krimikomödie von Tatjana Kruse, die sich nicht nur zur Geisterstunde als gute Laune-Buch schnell wegliest. Das Licht, dass sie weg aus der Sphäre der Lebenden locken will, ignoriert sie dabei. Denn Börnie gibt sich keinen Illusionen hin Besonders viele gute Karmapunkte kann sie in ihrem Leben nicht gesammelt haben. Sie war halt mehr damit beschäftigt, Karriere zu machen als nett zu ihren Mitmenschen zu sein. Dass die auch nicht immer mit offenen Karten spielten, wird ihr klar, als sie ihren heimlichen Lover in ihrem Büro beim Sex mit der Aushilfssekretärin beobachtet. Und offenbar läuft schon länger was zwischen den beiden. Börnie findet das nicht so toll. Wenn, dann ist sie diejenige, die Schluss macht! Da ein Geist schlecht Vernehmungen durchführen kann und auch das Haptische nicht so klappt wie Börnie es gerne hätte, braucht sie Hilfe - sie findet sie in der erst reichlich unmotivierten, da frisch gekündigten Putzfrau Jenny und dem schüchternen Medium Kai-Uwe, der Geister sehen und hören kann. Er soll gewissermaßen ihr Dolmetscher sein, auch wenn er ein Tolpatsch ist, dem alles schief geht, was überhaupt schief gehen kann. Klar, dass das ungleiche Trio von einer Turbulenz in die nächste stolpert. So überzogen das manchmal ist, so lustig ist es, wenn Börnie die Geschehnisse kommentiert, als Geist ähnlich direkt und eher unsensibel wie zu Lebzeiten. Nicht immer ist sie sympathisch, und als nicht mehr 30-erin finde ich in der Beschreibung der Chefsekretärin Hagedorn Ageism pur. Nein, das ist wirklich nicht nett. Ob Börnie es schafft, ihr Karma zu verbessern, soll hier nicht verraten werden. Nur soviel: Am Ende wartet eine handfeste Überraschung auf sie, mit der ich nicht gerechnet hatte. Wer mehr lachen als sich gruseln will, macht mit dieser Geistergeschichte nichts verkehrt.