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Glücklich im Hier und Jetzt Seit Jahren geht Björn Diemel, Anwalt und (unfreiwilliger) Boss zweier Mafia-Clans, zur Achtsamkeitstherapie zu Joschka Breitner, der ihn bisher in allen Lebenslagen fachgerecht und vor allem erfolgreich beraten hat, oft ohne zu wissen, welche Probleme Björn in Wirklichkeit quälen – er kann ihn ja schlecht in seine Nebentätigkeit als Mafia-Boss einweihen. Diesmal will Björn über die Einschulung seiner Tochter reden, aber der Therapeut telefoniert noch. Während Björn auf ihn wartet, liest er in einer Zeitschrift einen Artikel, der Tantra als entschleunigende Lebensphilosophie bewirbt und bucht kurz darauf den Wochenendkurs „Durch Sex zu einem höheren Bewusstsein“. Danach hat er allerdings noch mehr Gesprächsbedarf, doch als er zum nächsten Termin zu Breitner kommt, wurde der verprügelt und gefesselt, seine Räume verwüstet. „Herr Breitner war in den vergangenen Jahren für mich immer der Fels in meiner Brandung gewesen. In diesem Moment wirkt er wie eine Flaschenpost, die auf dem Ufer des Lebens entkorkt hin und her taumelte.“ Bevor der Notarzt kommt, raunt er Björn zu: „Er hat das Buch nicht gefunden. … Das Buch im Buch. Passen sie darauf auf. Keine Polizei.“ Björns Neugierde ist geweckt, außerdem kann er sich so endlich bei Breitner revanchieren. Er lässt die Praxis überwachen und kommt so an dessen Tagebuch, das von seiner bewegten Zeit in den 80ern als Jünger Bhagwans in Indien und den USA erzählt, wo es zu einem für Breitner lebensverändernden Zwischenfall kommt … Wie schon seine Vorgänger, hat mich auch „Achtsam morden im Hier und Jetzt“ wieder ausgesprochen gut unterhalten. Karsten Dusse nimmt die New Age Bewegung inkl. freier Liebe, Tantra („Tantra ist keine Methode, den Hunger zu stillen. Tantra ist die Kunst, den Appetit zu genießen.“) und das Leben im Ashram auseinander. Diesmal stehen Björns Achtsamkeitscoach und dessen bewegte Vergangenheit als Sannyasin im engsten Umfeld von Bhagwan im Vordergrund. Das Meditationszentrum war in Wirklichkeit nicht mal halb so heilig und weltentsagend, wie es nach außen kommuniziert wurde. So protze Bhagwan mit teuren Rolex-Uhren und einem Rolls-Roycs-Fuhrpark, angeblich nur, um dem Kapitalismus einen Spiegel vorzuhalten. Doch spätestens, als Bhagwan mit seinem engsten Mitarbeiterstab und ausgewählten „Arbeitsbienen“ in die USA geht und in Oregon eine eigene Stadt aus dem Boden stampft, schwinden Joschkas Illusionen. Das alles erfährt Björn aus Breitners Tagebuch, bei dessen Beschaffung leider wieder mal ein Unbeteiligter zu Tode kommt – diese „Kollateralschäden“ kennt man in der Reihe ja schon – und der irgendwie unauffällig entsorgt werden muss. Natürlich will Björn auch wissen, wer warum ein Interesse am Tagebuch seines Therapeuten hat und ihn rächen. Ich mag den trockenen und achtsamen Humor der Reihe und dass Karsten Dusse auch hier wieder die Spannung, wie alles zusammenhängt, bis zum Ende halten kann. Außerdem weiß ich jetzt, mit welchem Auto man warum am besten rückstandslos ein, zwei Leichen entsorgen kann 😉 …