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Rache serviert man am besten eiskalt Drei Frauen um die 50 lernen sich zufällig kennen und werden beste Freundinnen. Sie haben verschiedene Probleme – und ein gemeinsames, wie sie bald herausfinden. Es gibt einen Mann, der ihre Leben auf die eine oder andere Art vergiftet. Aber sie schwören Rache und servieren sie ihm eiskalt … „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ ist eine sehr unterhaltsame Komödie über drei Frauen in den besten Jahren. Almut wurde nach 25 Jahren und 4 Kindern von ihrem Mann für eine andere abserviert. Sie zieht in eine kleine Wohnung und weiß nichts so richtig mit sich anzufangen. Ihr Leben hat sich bisher nur um Mann, Haushalt und Kinder gedreht und bis auf ihre Jüngste sind die längst aus dem Haus. „25 Jahre war ich für ihn sein Kindermädchen, seine Köchin, seine Privat Sekretärin, sein Reisebüro und seine Gesellschaftsdame …“ (S. 272) Sie freundet sich mit ihrer Nachbarin Tille an, einer alleinerziehenden, ständig überarbeiteten Urologin mit einem 14jährigen Sohn („Alleinverdienend, alleineinkaufend, alleineinkäufetragend, alleinkochend, alleinaufräumend, alleinschlafend, alleinaufstehend, alleinerziehend …“ (S. 422)), und kochte jeden Donnerstagabend für sie. Bei einem Salsa-Kurs lernen sie Yeliz kennen, eine erfolgreiche Werbefachfrau mit türkischen Eltern und einem dänischen Freund, deren größte Probleme ihre Kinderlosigkeit und männliche Kunden sind, die Frauen weder als Geschäftspartner noch als Zielgruppe ernst nehmen: „Mit der Wahrheit können wir auf keinen Fall werben.“ (S. 24) Schon bald ist Almuts Küche für sie „Ein magischer Ort, an dem niemand sie finden und mit nervigen Pflichten und Erwartungen belästigen konnte.“ (S. 127) und in der sie wirklich alles besprechen, Pläne schmieden und sich auch mal zoffen können, wenn sie das Lebenskonstrukt oder die Intentionen der anderen nicht verstehen. Almut, Tille und Yeliz sind Frauen, in denen man sich wiedererkennen kann, mit Problemen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Da ist die frisch Verlassenen, stets Hilfsbereite die einen neuen Sinn und neue Freunde finden muss und sich zu leicht ausnutzen lässt; die Alleinerziehende, die gar keinen Mann in ihrem Leben braucht („Liebe schien etwas zu sein, das sie theoretisch besser beherrscht als praktisch.“) aber voller Selbstzweifel und Sorgen ist, ob sie bei ihrem Kind alles richtig macht, und die Powerfrau, deren Leben perfekt sein könnte, wenn sie nur ein Kind hätte. Ich fand die Erlebnisse und Küchengespräche der Freundinnen sehr amüsant, vor allem Tilles Job bietet viel „Kicherpotential“. Allerdings hatte ich ausgehend vom Klappentext weniger Alltag der Freundinnen und dafür deutlich mehr Rache(-Pläne) an ihrem gemeinsamen Feind erwartet. Ich habe das Buch übrigens abwechselnd gelesen und gehört und Sprecherin Ilka Teichmüller hat die verschiedenen Charaktere mit ihrer Stimme sehr gut pointiert. Mein Fazit: Julia Karnick zeigt, wie wichtig Freundschaften sind, dass man Frauen und ihre Netzwerke nie unterschätzen sollte und es für die Liebe nie zu spät ist.