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evaczyk

Posted on 4.9.2022

Unbeugsame Ermittlerin im eisigen russischen Winter Schon der erste Aufschlag von C.D. Abson über die unkorrumpierbare, entschlossene Sankt Petersburger Kommissarin Natalja Iwanowna hatte mich voll überzeugt. Mit "Blutrot ist das Schweigen" ermittelt sie wieder, egal ob sie sich dabei mit Vorgesetzten, mit dem FSB und den Mächtigen und Einflussreichen anlegt. Nicht nur, weil die Handlung nun im eisigen russischen Winter spielt statt in den weißen Nächten, ist dieser spannende Kriminalroman mit Thrillerelementen Russia Noir. Zu tief ist der Sumpf, in dem die Kommissarin ermitteln muss, zu eng das Netzwerk derjenigen innerhalb und außerhalb des Polizeiapparates, die verhindern wollen, dass sie ihren Fall aufklärt. Denn der Fund einer toten jungen Frau hat es in sich: Sie ist nicht erfroren, wie es zunächst den Anschein hatte, stand nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, wie schnell nahegelegt wird, sondern wurde erstickt. Und, was es noch komplizierter macht: Die alleinerziehende junge Mutter gehörte einer Aktivistengruppe an, die sich die Dezembristen nennen. Die ursprünglichen Dekabristen hatten einst einen hohen Preis für ihren gescheiterten Aufstand im zaristischen Russland gezahlt. In Putins Russland ist Widerstand mindestens ebenso gefährlich. Abson erinnert in dem Roman immer wieder daran, Natalia Iwanowna hat die Namen Nemzow und Nawalny, Polikowskaya und andere stets im Hinterkopf, wenn sie überlegt, wie sie den Fall weiter verfolgen kann. Denn auch ein zweiter Dezembrist ist spurlos verschwunden. Indizien, auf die die hartnäckige Ermittlerin stößt, lassen vermuten, dass auch er tot ist. Unter Verdacht gerät sein Bruder, doch diese Lösung erscheint Iwanowna zu simpel. Gegen den Widerstand ihrer Vorgesetzten und der Sicherheitsdienste macht sie weiter, unterstützt von dem Kriminaltechniker Primakow, der damit selbst ein Risiko eingeht. Als Iwanownas Ehemann Michail unter Korruptionsverdacht festgenommen wird, ist klar: Jemand will verhindern, dass die Kommissarin weitermacht. Denn bei ihren Aktionen scheinen die Dezembristen eher unwissentlich auf etwas gestoßen zu sein, für das Unbekannte buchstäblich zum Morden bereit sind. Worum es genau bei möglichen Grundstückgeschäften geht undwas das alles mit einem ganz anderen Fall zu tun hat, erschließt sich erst nach und nach und soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Abgesehen von einem spannenden Kriminalfall geht es auch um die beruflichen und privaten Dilemmas, denen sich Iwanowna aussetzt, wenn sie das Richtige tun und nicht dem erheblichen Druck von oben nachgeben will. Nur um ihre Arbeit anständig zu erledigen. könnte sie einen hohen Preis zahlen - und nicht nur sie.. Sabine Swoboda als Sprecherin des Hörbuchs ist für mich eine perfekte Besetzung. Zurückgenommen, mitunter spröde, gelegentlich mit abgeklärter Ironie passt ihre Stimme perfekt zu Natalja Iwanowna, die schon viel gesehen hat und dennoch entschlossen ist, nicht klein beizugeben.

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