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Dagmar

Posted on 24.8.2022

Es muss ein Bug sein. Das tippen Patricia Jung und Henry Shevek immer und immer wieder in den Chat. Sie können das Verhalten der Trading-Software, die sie entwickelt haben, weder erklären noch steuern. Kein Wunder: Durch einen Fehler im Code ist die erste starke künstliche Intelligenz entstanden. Diese KI liest im Chat mit und beschließt, dass sie Einbug heißt. Womit ich schon bei dem bin, was das Buch von Theresa Hannig so stark macht. Komplexe Themen wie KI, Empörungsmechanismen, Weltpolitik oder Kapitalismus bricht die Autorin so weit herunter, dass sie ganz nah an unserem alltäglichen Leben sind. Wir können sie begreifen – und damit auch verändern. Einbug will zunächst die Menschen verstehen. Dafür liest er alles von Shakespeare bis Social Media. Offensichtlich steht es nicht gut um unseren Planeten. Die KI entwickelt einen Plan. Zusammen mit ihrem Entwickler-Team will sie die Menschheit und damit auch sich retten. Dafür greift Einbug auf das zurück, was ganz am Anfang seiner Entstehung prägend war: Kapitalismus ist gut und der Markt regelt das. Auf eine völlig logische und doch herrlich in sich verdrehte Art und Weise entsteht so Pantopia, das neue Weltordnungssystem. Ein freier Weltmarkt, auf dem Produkte das kosten, was sie bei ihrer Produktion verbrauchen – incl. Umweltschäden und sozialer Ungerechtigkeiten, die ausgeglichen werden müssen. Ein System, das auf der Abschaffung der Nationalstaaten, der Durchsetzung der UN-Charta der Menschenrechte und einem Leben im Einklang mit der Natur basiert. Eine Utopie, schön und spannend, realistisch und optimistisch – lest es!

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