Profilbild von evaczyk

evaczyk

Posted on 5.7.2022

Ein Gagsterdrama wie eine griechische Tragödie Der fatale Sog einer schönen Frau, Eifersucht und obsessive Liebe, Vater-Sohn-Konflikte und zerbrechende Freundschaften, die in Tod und Blutvergießen enden: Der Auftakt von Don Winslow´s Triologie um einen irischen Gangsterclan hat es in sich. "City of Fire" spielt nicht nur mit Zitaten aus "Der Pate", schon die den einzelnen Abschnitten vorangestellten Zeilen von Homer und Virgil machen klar: dieses Gangsterepos hat etwas von einer griechisches Tragödie und der Trojanische Krieg zwischen den Murphys und den Morettis findet diesmal auf Rhode Island statt. Als Soundtrack glaubt man beim Lesen fast den frühen Bruce Springsteen im Hintergrund zu hören: Blue Collar Rock and Roll, der Abgesang auf den Amerikanischen Traum, während die Werften und Fabriken immer weniger das Einkommen sichern. Dabei ist der Job im Hafen nicht wirklich der Haupterwerb des Protagonisten Danny Ryan. Er treibt für seinen besten Freund Pat Schulden und Schutzgelder ein, ist mit dessen Schwester verheiratet und damit der Schwiegersohn des irischen Paten John Murphy, der im Providence der 1980-er Jahre die Geschäfte am Hafen kontrolliert. Im Organisierten Verbrechen herrscht die Maxime "Teile und Herrsche" - Die Iren kontrollieren den Hafen, die Italiener die Restaurants, Glücksspielautomaten und die Prostitution. Drogenhandel gilt den Altmodischer der Ehrenwerten Gesellschaft als unmoralisch, das Geschäft wird lieber den Afroamerikanern überlassen, doch eine junge, ehrgeizige Gangstergeneration hat angesichts der Gewinnspannen beim Drogenhandel weniger Skrupel. Das korrupte, aber gut funktionierende System bekommt Risse, als eine Frau auftaucht: Pam, Tochter aus protestantischer Ostküstenfamilie, dem WASP-Geldadel, der sich traditionell den irischen wie den italienischen Einwanderern überlegen fühlte, ist die Freundin von Paulie Moretti, dessem Bruder Peter der designierte Nachrücker der italienischen "Familie" ist. Liam Murphy, schwarzes Schaf der irischen Gangsterfamilie, ist ebenfalls schwer beeindruckt von der Ostküstenschönheit. Als er seine Finger nicht von ihr lassen kann, eskaliert der testosterongesteuerte Konflikt zum Gangsterkrieg, bei dem alle nur verlieren können. Es geht um Ehre und Respekt, um Rache, um Freundschaft und Loyalität. Sage keiner, dass Gangster keine traditionellen Werte haben! wie Winslow diese Saga zusammenfügt, wie es auf vielen Ebenen Loyalitätskonflikte, verletzte Gefühle und private Tragödien gibt und wie gleichzeitig ein spannender Thriller bei allen vertrauten Szenarien des Genres zustande kommt, das sollte jede/r Leser/in selbst feststellen. Dieses Buch schreit geradezu nach Verfilmung für die große Leinwand und hat das Potenzial, den Kultfilm "Der Pate" zu erreichen. Wobei in diesem Fall das Buch deutlich besser geschrieben ist als die literarische Vorlage um Vito und Michael Corleone. Ich bin schon sehr gespannt auf Teil 2.

zurück nach oben