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Dunkle Wolken über Föhr „Dreißig ist Melancholie für Anfänger.“ (S. 123) Der Herbst mit seinen Sturm- und Gewitterwolken zieht langsam auf und drückt auch auf Föhr die Stimmung. Julias Café ist gut angelaufen, aber sie muss mehr einnehmen, um über den Winter zu kommen und so vermietet sie es u.a. für Tanzstunden. Als sie den Auftrag bekommt, eine Silberhochzeitsparty auszurichten, wittert sie ihre Chance – wenn die Feier richtig toll wird, folgen bestimmt weitere. Voller Elan stürzt sie sich in die Vorbereitungen und lenkt sich damit gleichzeitig von ihrem Kummer ab, weil aus ihr und Bürgermeister Finn-Ole kein Paar geworden ist. Bei ihrer Oma Anita und Kapitän Hark läuft es besser. Die beiden leben inzwischen zusammen und planen eine mehrmonatige Reise mit der „Nordsand“. Doch als Anita sie bei einem Tanzkurs anmeldet und der Lehrer die neuen Schritte ausgerechnet immer mit ihr vorführt, kocht bei Hark die Eifersucht hoch und er lässt sich zu einigen Dummheiten hinreisen. Bei diesem Wetter und den Einschränkungen durch Corona sehnt man sich nach einer Auszeit irgendwo anders. Ich reise dann wenigstens in Büchern gern ans Meer. Julia und Anita sind endlich auf Föhr angekommen. Anita genießt ihre Rente und das Zusammensein mit Hark, krempelt sein Leben aber ordentlich um. Er war lange Witwer und für sie ist es die erste richtige Beziehung überhaupt. Diese späte Liebe hat mich sehr berührt und ich konnte mich auch in die Probleme und Eifersüchteleien gut einfühlen, denn als sich Hark plötzlich komisch verhält, beginnt auch Anita an seiner Liebe zu zweifeln. Julia hat gleich mehrere Sorgen. Wenn sie nicht genug verdient, muss sie das Café wieder aufgeben und vielleicht sogar zurück nach Gelsenkirchen gehen. Außerdem weiß sie nicht, wie sie Finn-Ole verständlich machen kann, dass sie an ihm interessiert ist. Ich bin ja ein Freund klarer Ansagen und konnte ihre Zurückhaltung in dieser Beziehung nicht ganz nachvollziehen. Dafür hat mir gefallen, wie sie bei den Vorbereitungen für die Party ganz Föhr einbezieht, neue Freunde findet und Menschen verbindet, die bis dahin im Clinch lagen. Außerdem setzt sie auf Regionalität – alle Beteiligten und die Zutaten für das Essen kommen von der Insel, dieser Nachhaltigkeitsgedanke passt sehr gut in unsere Zeit. Janne Mommsen verzaubert mich wie schon im ersten Band „Das kleine Friesencafé“ durch die Beschreibungen der Insel und macht Sehnsucht auf einen Törn nach Helgoland und eine Wattwanderung nach Amrum – einmal wieder denn Schlick zwischen den Zehen spüren und nach Wattwürmern buddeln … Denn wie sagt Hark so schön: „Mitten auf dem Meer kann man gar nicht so unglücklich sein.“ (S. 184)!