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awogfli

Posted on 4.2.2022

Eigentlich eine sehr gute Geschichte mit einem humorvollen und grandios konzipierten Plot, dennoch verstehe ich zumindest beim Buch den Hype um dieses Werk trotzdem überhaupt nicht. Ihr wisst ja, ich bin manisch plotorientiert, aber Handlung ist eben doch nicht alles, auch die Sprachfabulierkunst und der Stil spielen bei meiner Bewertung eine Rolle und können einem den Lesegenuss durchaus noch vergällen. Ich habe natürlich noch ein paar weitere literarische Gebote formuliert und diese Geschichte verstößt fundamental gegen mein Gebot Nummer 4: "Du sollst den Leser durch Stilmittel nicht unnötig quälen" Was ist der Autorin da eigentlich eingefallen, ausschließlich indirekte Rede zu verwenden, wenn ein direkter Dialog sogar zwingend notwendig wäre? Zuerst beschlichen mich nur ein bisschen Gefühle des Unwohlseins, die sich irgendwie in der Fabulierkunst verorten ließen, aber auf Seite 140 eskalierte dieses von Bogdan angewandte Stilmittel total und offenbarte das riesige Manko des Romans schmerzlich und wie mit dem Holzhammer. Als in der Feedbackrunde eines Managementseminars jeder der Teilnehmer den Tag Resumeé passieren lassen musste, gab es keinen einzelnen direkt ausgesprochenen Satz, sondern seitenweise Herumgeschwafel in indirekter Rede. Das tut meinem literarischen Herzen richtig weh, insbesondere, wenn viele Leute hintereinander einiges zu sagen haben. Dadurch wird der Text extrem spröde, kommt verschwurbelt daher und der Plot wird enorm auf Schrittgeschwindigkeit abgebremst. Definitiv gar keine gute Idee. Am Plot und seinem Aufbau gibts nicht ein Fitzelchen zu meckern, im Gegenteil, das Aufnehmen des aggressiven, dann getöteten und schließlich zu einem schmackhaften Mahl zubereiteten Pfaus in die Haupthandlung mit Einbeziehung einer verschwundenen Gans, ist wirklich große Dramaturgiekunst. So nebenbei liefert die Autorin handlungsmäßig auch ein Lehrstück, wie in einer Gruppe aus Rücksicht, Scham, Vertuschung, Strategie und anderer Gründe verheimlichte Petitessen zu einem totalen Chaos ausarten und viele Irritationen nach sich ziehen, weil jeder nur einen Ausschnitt der Realität kennt und den Mund nicht aufkriegt. Wenn alle winzigen Geheimnisse auf dem Tisch lägen, würde sich in diesem Setting fast alles in Wohlgefallen auflösen. Das war wirkich großartiges Kino von Isabel Bogdan. Weiters vermittelt sie auch noch jene Botschaft, dass gut geführte Teambuildingworkshops und Strategieseminare mit Managementpsychologen in einer Location abseits des Büroalltages und mit teilweise jobfremden Aufgaben sehr viel bringen können, nicht nur für die Effizienz in der Arbeit sondern auch für das Klima in der Gruppe und für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Fazit: Schade, die Geschichte hätte sich vom grandiosen Handlungsaufbau und der Figurenentwicklung her auf jeden Fall fünf Sterne verdient, stürzte aber bei mir wegen stilistischer Mängel völlig ins Mittelmaß ab. Vielleicht ist das Hörbuch wirklich besser, dramatisch von Christoph Maria Herbst vorgetragen, kann ich mir das sogar vorstellen. Für mich war dieser Hinweis aber schon zu spät, denn ich hatte das Buch schon gekauft. Trotzdem Vielen Dank dafür :-)

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