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Theoretische Physik, Quantenmechanik, Teilchenberechnung und Relativitätstheorie - das ist alles reichlich anspruchsvoller Stoff für alle, die nicht gerade einen Physik-Leistungskurs oder ein naturwissenschaftliches Studium hinter sich haben. Mit "Das Zeitalter der Unschärfe" schafft es Tobias Hürter aber, ein großes Stück Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts auch eher unbeschlagenen Lesern nachvollziehbar, interessant und nahe am Menschen, sprich den Wissenschaftlern jener Zeit, zu erzählen. "Namen sind Nachrichten", hießt es im Journalismus und in diesem Fall beschreibt Hürter die Theorien und Persönlichkeiten der Wissenschaftler, die die Physik von 1900 bis 1945 entscheidend prägten, ihr Ringen um Theorien und Beweise, ihre Konkurrenz und ihre Freundschaften, ihre Eigenheiten und Vorlieben. Von den Forschungen Marie Curies bis zur Explosion der ersten Atombombe, von einsamen Denkern und dem Zwang, mit zunehmendem Nationalismus Position beziehen zu müssen oder, im Fall der jüdischen Wissenschaftler nach 1933, ins Exil gezwungen zu werden - Wissenschaft kann nicht einfach nur für sich im akademischen Elfenbeinturm bestehen. Hürter beschreibt die, wie es im Epilog heißt, dunkle Seite der Physik, die von den (durch die Strahlenkrankheit verursachten) Rissen in den Fingerkuppen von Marie Curie zu Atombombe führt, die den zehntausendfachen Tod der Menschen in Hiroshima und Nagasaki brachte. "Die helle Seite der Geschichte ist die von all diesen erstaunlichen, unglaublich klugen und wissbegierigen Menschen und dem Zusammenspiel ihres Geistes", schreibt er. Max Planck und Albert Einstein, Niels Bohr und Otto Hahn, Erwin Schrödinger (der übrigens nie eine Katze hatte) und Werner Heisenberg und viele andere werden beschrieben mit ihren Diskussionen und Eitelkeiten, Affären und Unsicherheiten, wissenschaflicher Konkurrenz und Solidarität. Episodenhaft wird der Fortschritt der Quantenphysik beschrieben, die mir inhaltlich zwar auch nach der Lektüre dieses Buches noch zu hoch ist, deren Protagonisten mir aber ein ganzes Stück näher gerückt sind. Nicht zuletzt ist die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft und nach ihrem Verhalten in zunehmender Zuspitzung der Gesellschaft aktueller denn je.