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evaczyk

Posted on 21.1.2022

Sirenenlieder und einsame Monster Mit ihrem Debütroman "Honey Girl" hat die amerikanische Autorin Morgan Rogers gleichermaßen eine queere Liebesgeschichte, die Schmerzen des Erwachsenwerdens und die Herausforderungen für eine junge Schwarze Frau, sich in der weißgeprägten Forschungswelt geschrieben. Ihre Protagonistin Grace und ihre Freunde sind wie sie - lesbische Millenials, People of Color, als Endzwanziger immer noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und auf der Jagd nach ihren Träumen. Grace ist die Tochter eines schwarzen Berufsoffiziers und einer weißen Mutter, der sie die honigblonde Farbe ihrer Haare verdankt. Während ihre Mutter, wenn sie nicht gerade Orangen in Florida züchtet, in Retreats in aller Welt spirituelle Erneuerung sucht, kommt Grace im Verhalten eher nach ihrem Vater, bei dem sie nach der Scheidung aufgewachsen ist. Colonel, wie er auch von Grace genannt wird, ist ein Mann, dessen Leben von Disziplin und fester Ordnung bestimmt ist - und so hat er auch Grace, die er militärisch-knapp bei ihrem Nachnamem Porter nennt erzogen: Nie klein beigeben, ehrgeizig sein, immer besser als die anderen sein. Grace greift nach den Sternen - buchstäblich, Sie hat in Rekordzeit ihr Studium der Astronomie mit Auszeichnung abgeschlossen, im Eiltembo und ebenfalls herausragend promoviert und peilt nun eine wissenschaftliche Laufbahn an. Es passt so gar nicht zu ihre, dass sie nach einem Wochenende mit ihren beiden besten Freundinnen und Mitbewohnuerinnen in einem Hotel in Las Vegas völlig verkatert aufwacht, mit einem Filmriss und einem Ring am Finger. Eine Visitenkarte und ein Foto belegen: Grace hat in der Nacht eine ihr bis dahin völlig Unbekannte geheiratet. Dunkel erinnert sie sich an Wangen wie Rosenblätter und einem Geruch nach Meer und Kräutern. Und dass sie die Fremde Frau bezaubernd fand - sonst hätten sie ja wohl nicht geheiratet. Eine solche Spontanhandlung - das passt so gar nicht zu der stets disziplinierten Grace, ist ihr sogar ein wenig heimlich. Und doch bekommt sie ihre fremde Ehefrau nicht aus dem Kopf, während ihre Suche nach einem Job in der Wissenschaft zunehmend frustrierend ist. Mal wird sie trotz beeindruckender - für manche zu beeindruckender - Leistungen noch nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, mal muss sie befremdet feststellen, dass nicht-weiße Mitarbeiter in der Unternehmenskultur wohl nicht vorgesehen sind und ihre Zugehörigkeit zu Gruppen wie Schwarze in MINT-Fächern oder queere Wissenschaftler mit Befremden aufgenommen werden. Mit Hilfe der Visitenkarte findet sie heraus, dass ihre unbekannte Ehefrau eine Radioshow in Brooklyn moderiert. Für Menschen, die einsam sind, anders sind, spricht sie über Monster und Alleinsein, über Sirenenlieder und Mythen. Grace lauscht, zunehmend fasziniert, bis sie schließlich den Mut findet Yuki eine Textnachricht zu schicken und schließlich sogar zu ihr nach New York reist. Doch ein happily ever after ist nicht möglich, solange Grace nicht ihre eigenen Monster konfrontiert. Manchmal ist "Honey Girl" zuckersüße Romantik voller Kitsch und Verliebtheit, aber dabei irgendwie auch sehr liebenswert. Schmetterlinge im Bauch bringen halt auch eine mit militärischem Drill aufgewachsene Endzwanzigerin dazu, sich zu fühlen wie ein Teenager beim ersten großen Verliebtsein. Doch es geht auch um Einsamkeit, um Erwartungen von außen. Konflikte mit den Eltern, mit dem Umfeld. Wie kann man sich selbst finden, ohne andere zu verletzen und zurück zu lassen? Erfrischend geschrieben, mit liebenswerten Charakteren voller kleiner Macken, ist "Honey Girl" auch ein Loblied auf Freundschaft und Liebe in all ihren Formen. Nicht nur für Millenials nett, wenn es mal was fürs Herz sein soll.

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