awogfli
Eine meiner Lieblingsfiguren, der Onkel Franz aus dem Innviertel, der einmal eine grandiose Odyssee auf der Fahrt in die große Stadt Wien erlebte und das andere Mal der Leserschaft das Brauchtum eines Jahres auf dem Land wundervoll näherbrachte, ist im neuen Band der Reihe nun in eine Krimihandlung geschlittert. Das finde ich überhaupt nicht prickelnd, denn nun bedient das neue Abenteuer halt das Genre des ordinären Regionalkrimis, in dem sich schon so viele andere ähnliche Werke tummeln, dass mein geliebter Onkel Franz irgendwie sein USP, seine Einzigartigkeit, verloren hat. Dabei ist der Krimi überhaupt nicht so schlecht, aber eben austauschbar mit Lokalkolorit, Leichen, Mördern und der Aufklärung eines Verbrechens im dörflichen Setting. Wer den Eberhofer Franz in Rita Falks Romanen drentan Inn (über den Inn an der Grenze in Bayern) liebt, wird auch diesen Roman sehr mögen, denn der Menschenschlag, die Struktur der ländlichen Gesellschaft und sogar das Innviertler Idiom ähneln dem Bayrischen sehr. In vorliegenden Fall betätigen sich der Onkel Franz und sein Spezi Albert – beide schon pensioniert und sehr altes Semester – als Hobbyermittler. Natürlich wissen die beiden Sturschädln nicht alles besser als die Polizei, auch ein sehr unrealistisches Stereotyp, das in manchen dieser Krimis bis aufs Erbrechen strapaziert wird, aber sie unterstützen als Kenner der Dorfgemeinschaft den sympathischen Krimineser (Kriminalinspektor) des Landeskriminalamtes Linz, der sich nach und nach sehr geschickt in die Dorfgemeinschaft integriert, bei den Ermittlungen. Auch die Krimihandlung ist gut gestrickt, es gibt ein zwar gemächliches, aber dennoch spannendes Möderraten mit ausgelegten Spuren und einigen Verdächtigen. Wie gewohnt traf ich neben dem Onkel auch wieder die gesamte, mir schon bekannte Stammtischgesellschaft beim Dorfwirt, inklusive der Ehefrauen, in Form der schon immer sehr liebevoll konzipierten Figuren, aber ich fremdelte mit Ihnen, denn russische Immobilienmakler, Mord, Folter und Totschlag passen halt so punktgenau in das an den Haaren herbeigezogene typische, idyllische, dörfliche Ambiente, das in Regionalkrimis immer strapaziert wird und bei dem mir ob der unwahrscheinlichen und inflationären Verwendung im Setting mittlerweile die Grausbirnen (Analogie mit Birnenmost beabsichtigt) aufsteigen. Wenn ich die Anzahl der Leichen im dörflichen Mikrokosmos mal überschlagsmäßig zusammenzähle, müsste Kitzbühel (SOKO-Kitzbühel hält sogar den Leichen-Weltrekord vor Cabot Cove, Maine) komplett entvölkert, Bad Tölz halb ausgestorben und Niederkaltenkirchen auch schon ganz schön dezimiert sein. Da habe ich noch gar nicht die anderen Gegenden, die mit Regionalkrimis geflutet werden, dazugezählt. Da brauchts auch keine Landflucht mehr, die Leute werden einfach abgemurkst. Okey, wir sind in der Fiktion und ich sollte nun die Klappe halten, aber ich finde eben, dass in den letzten zehn Jahren wirklich schon zu inflationär in allen ländlichen Regionen gemeuchelt wurde. Da muss der Onkel Franz, der durchaus andere Botschaften zu vermitteln hatte, nicht auch noch auf den Zug aufspringen. Fazit: Für Regionalkrimifans durchaus zu empfehlen, für Leute, die innovative Geschichten aus dem Dorf und ländliche Sichtweisen, die auf städtische Einstellungen prallen, lesen wollen, empfehle ich andere Onkel Franz Bücher. Nämlich diese: Neues vom Onkel Franz – oder Wenn Odysseus die Öffis genommen hätte Alles Gute vom Onkel Franz – oder (Wahn)witziges Landleben und Brauchtum