isas_bookworld
Ein Buch mit nicht ausreichend genutztem Potential! Den Schreibstil von Matt Haig war meiner Meinung nach sehr angenehm zu lesen gewesen, sodass der Lesefluss nie gestört würde, da auch die Kapitel auf sehr angenehme Art und Weise ineinander übergehen. Die Geschichte wird aus der Er-/Sie-Perspektive erzählt. Meiner Meinung nach, wäre die Ich-Perspektive bis allerdings passender gewesen, da die Geschichte sehr auf die Empfindungen der Protagonistin fokussiert ist, welche durch diese Art der Perspektive noch besser als ohnehin schon hätte beschrieben werden können. Die Idee hinter Geschichte, alle möglichen Varianten des eigenen Lebens in einer Art Bibliothek finden zu können, fand ich von Anfang an sehr interessant, weshalb ich mir sehr viel von diesem Buch erhofft hatte. In Bezug auf die Atmosphäre wurden diese auch auf jeden Fall erfüllt. Man konnte die Schwere, die über dem Leben der Protagonistin hing, regelrecht selbst spüren. Generell waren die Gefühle der Protagonistin fast greifbar, was die Geschichte teilweise sehr emotional gemacht hat. Mit eben dieser Protagonistin konnte ich allerdings zur gleichen Zeit nicht wirklich warm werden. Meiner Meinung nach war ihr Charaktere relativ flach, sie wirkte eigentlich überhaupt nicht vielschichtig. Es scheint, als wäre ihre Depression und die damit einhergehende Negativität gegenüber des Lebens ihr einziges Charaktermerkmal. Sie schwimmt gut, macht das aber nicht mehr und geht nicht gerne unter Menschen. Das war's, mehr erfährt man nicht über Nora Seed. Davon Mal abgesehen, dass sie depressiv ist und eigentlich alles sch**ße finden, egal in welchem Leben sie sich gerade befindet. Einfach alles ist schlecht und ganz schlimm, was sie dem Leser immer wieder aufs Neue deutlich macht. Das wäre auch im Grunde kein Problem - vielleicht ist das während einer depressiven Phase einfach so -, wenn es nicht die einzige Charaktereigenschaft wäre, die sie anscheinend überhaupt zu besitzen scheint. Allgemein stehe ich dem Umgang mit psychischen Erkrankungen im Buch eher kritisch gegenüber. Meiner Meinung nach könnte man fast sagen, dass Selbstmord hier verharmlost wird, wobei zumindest eine Triggerwarnung (bezieht sich auf die englische Ausgabe) angemessen gewesen würde. Zudem finde ich es ein bisschen schwierig zu sagen, dass es ausreicht einen Blick auf vergangene Fehler und Dinge, die man bedauert, zu werfen, um dann zu erkennen, dass man einfach den falschen Job gewählt hat o.ä.. Hat man das dann geändert, ist man ein komplett neuer Mensch und fühlt sich als würde man auf Einhörnern über Regenbögen reiten. Wofür brauch man da noch professionelle Hilfe von z.B. Psychologen? Vielleicht, weil es eigentlich wahrscheinlich nicht so einfach ist? Generell war die Handlung auch sehr repetitiv. Eine Lebensversion folgte auch die vorherige, manche dauerten länger als andere, wobei aber der Unterschied zwischen den einzelnen Leben doch nicht so groß ist, wie man vielleicht erwarten würde - besonders in Bezug auf Noras spätere Regenbogen-Einstellung. Deswegen war die Handlung auch relativ vorhersehbar und auch das Ende hat mich letztendlich nicht wirklich überrascht. Im Grunde konnte man es von Anfang an kommen sehen. Alles in allem hatte dieses Buch unglaublich viel Potential, wurde dem aber keinesfalls gerecht, weshalb die Geschichte von mir leider nur 2,5 Sterne bekommt.