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awogfli

Posted on 7.6.2021

Wieder einmal eine solide Leistung von Frau Maurier. Eine opulente und großartige Familiengeschichte über vier Generationen und mehr als hundert Jahre. Sie beschreibt wie sich eine narzisstische Kränkung eines Buben, der dann als Erwachsener richtig fies und bösartig wird, sogar noch auf die Ur-Enkel auswirkt. Alle Figuren sind tief und sehr glaubwürdig entwickelt. Thomas Combe heiratet seine große Liebe Janet, hat Erfolg mit seiner Werft und auch in der Familie läuft alles sehr gut. Janet ist ein Freigeist und fühlt sich von den vielen Kindern und ihren Pflichten der Familie gegenüber oft überfordert. Aber sie ist eine sehr gute Mutter, wenngleich sie manchmal träumt, frei auf einem Schiff über die Meere zu segeln. Bei ihren Kindern bevorzugt sie ein bisschen ihren Lieblingssohn Joseph der so ähnlich wie sie ein Träumer ist, Hummeln im Hintern hat und auch sonst ein bisschen schwierig ist. Er braucht aber auch mehr Zuwendung, denn er hat es oft nicht leicht, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Neben den anderen Kindern, die sehr gut zurecht kommen, gibt es auch noch den verschlossenen und zu Intrigen neigenden Phillip, der irgendwie der zweite Fremdkörper unter den Geschwistern ist, dem aber keiner viel Aufmerksamkeit schenkt. Weder die Mutter bemerkt, dass auch Phillip mehr Zuwendung braucht, noch die Geschwister fangen den Buben auf, da sie ihn nicht leiden können. So entwickelt Phillip aus einer narzisstischen Kränkung heraus einen regelrechten Hass auf seinen Bruder Joseph, der alle Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zieht und nährt auch seine große Antipathie gegen seine Geschwister. Er will es allen heimzahlen. Als Vater Thomas stirbt, reißt Phillip sich durch Tricks und Wucher die Schiffsanteile von Joseph unter den Nagel und versucht auch die Werftanteile seiner zwei Brüder zu übernehmen. Joseph treibt er durch eine Intrige zum Totschlag an seiner großen Liebe, dann lässt er seinen Bruder jahrelang in einer Irren-Anstalt verrotten, die Josph auch noch mit seinen Schiffsanteilen bezahlen muss. Als die Geschwister dahinterkommen und Joseph bei sich aufnehmen, versucht Phillip seinen Bruder wieder zu zerstören, indem er ihn durch eine Lüge von seinem Sohn Christopher entfremdet. Alle Kontaktversuche von Christopher zu seinem Vater werden vereitelt. Doch Philiips Rachefeldzug ist noch lange nicht zu Ende. Steinreich geworden, versucht er seine anderen Brüder, alle Nichten und Neffen wirtschaftlich zu zerstören. Als Christoper nach dem Tod seines Vaters zurückkehrt und in die Werft einsteigt, versetzt er dem Unternehmen seiner Familie den Todesstoß durch einen ganz fiesen Vertragsbruch - fast schon einen Betrug, den die anderen Mitglieder leider juristisch nicht nachweisen können. An diesem Tag stirbt Christoper bei einer Rettungsaktion und seine Frau und Tochter müssen komplett ruiniert aus Plyn wieder wegziehen. Nach 20 Jahren kehrt Christophers Tochter Jennifer zurück, der alte fiese Phillip lebt noch immer, ist etwas einsam, da er von der restlichen Familie wegen all seiner Aktionen geschnitten wird. Jennifer nähert sich dem alten, einsamen Urgroßonkel an und führt ihm den Haushalt. Ein bisschen versucht sie den alten Geizhals auch zu ärgern, da sie durch den Zugriff auf die Haushaltskasse auch ein bisschen caritative Aktivitäten entwickelt, indem sie recht freizügig Spenden im Namen von Phillip verteilt. Der doch recht friedliche Anschein trügt aber. Phillips Hass auf alle Nachkommen von Joseph brennt unabänderlich in ihm und er versucht, in einem furiosen Finale Jennifer zu töten. Fazit: Opulente großartige Geschichte gut gezeichnete Figuren und spachlich auch recht gut, manchmal könnte das Tempo im Plot ein bisschen rasanter sein. Wenn ich mir aber dann vor Augen halte, dass dies der Debütroman der Autorin ist, muss ich mich vor dieser Leistung verbeugen. Leseempfehlung! Nachtrag: Ach ja hab grad in ein paar anderen Rezensionen nicht von meinen Goodreads Freunden sondern von der Allgemeinen Community von disgusting und widerlicher Inzestgeschichte gelesen. Weil sich Jennifer in ihren Groß-Groß-Cousin verliebt hat. Herrschaftszeiten, kommt auf den Boden der Tatsachen! Cousins 2. und 3. Grades dürfen sogar heute ohne Probleme heiraten. Wo sollten denn in den britischen Minidörfern auf dem Land in Cornwall im Jahr 1930 die Kinder herkommen, wenn die Ehepartner überhaupt kein Fuzzelchen miteinander verwandt sein dürfen. Da sitzen die Leute in den 20er Jahren des neuen Jahrtausends in der Großstadt und mokieren sich darüber, was auch in Waldviertler oder Tiroler oder anderen österreichischen Bergdörfern zumindest bis in die 80er-Jahre aber auch noch heute manchmal Realität ist. Und ein Cousin 3. Grades ist so weit entfernt von Inzest dass es atemberaubend ist. So einen Fall gabs übrigens vor ein paar Jahren in einer Gentest Gruppe, dass zwei einander völlig unbekannte und auch im Prinzip verfeindete Menschen, die eine hatte palästinensische Wurzeln und der andere war Israeli, Cousin und Cousine 2. Grades waren. Jeder, der so einen Inzest Stuss von sich gibt, sollte mal bei so einem Gen-Experiment mitmachen und dann draufkommen, wo die Cousins 2. und 3. Grades von einem selbst tatsächlich auf dem Erdball sitzen. Da werden nämlich einige Bio-Deutsche und Bio-Österreicher Bauklötze staunen.

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