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elena_liest

Posted on 30.5.2021

Candance arbeitet in New York für ein großes Verlagshaus und ist dort zuständig für die Produktion von Themenbibeln in Asien. Sie geht in ihrer Aufgabe ganz auf, ist ihrem Arbeitgeber treu ergeben und befindet sich in einer täglichen Routine, die ihr gut tut. Doch dann bricht das tödliche Shen-Fieber aus, ausgelöst durch Pilzsporen, die von Billiggütern aus China in die USA gebracht wurden. Das Fieber verbreitet sich rasend schnell - und bald hat Candance keine andere Wahl mehr, als zu fliehen und sich einer kleinen Gruppe anzuschließen, die vermeintlich Sicherheit bietet... Ling Ma schrieb "New York Ghost" vor der Corona-Pandemie - und doch weist der Roman viele Parallelen zu der Situation auf der Welt im letzten Jahr auf. Die Autorin hat einen wirklich klugen Endzeit-Roman geschrieben und eine Apokalypse gezeichnet, die nach Covid-19 gar nicht mehr so abwegig erscheint. Unterteilt ist "New York Ghost" in ein Davor und Danach. Es wird im Wechsel Candance Zeit in New York vor sowie während des Shen-Fiebers und nach ihrer Flucht aus New York in der Gruppe um einen fanatischen Anführer beschrieben. Diese Wendungen haben dem Buch eine große Spannung verliehen, denn sowohl der New-York-Erzählstrang, als auch der Erzählstrang in der Gruppe sind durchweg fesselnd und interessant. Ich konnte mich beim Lesen nicht entscheiden, was mich mehr packen kann. Ling Ma liefert hier aber nicht nur einen Pandemieroman, sondern auch ein großes Stück Gesellschaftskritik: Konsum, Migration, Ziellosigkeit junger Großstädter*innen und religiöser Fanatismus finden genauso wie das Shen-Fieber ihren Platz in "New York Ghost". Das hat mich sehr begeistert. Als kleines Sahnehäubchen kam dann auch noch ein Schreibstil dazu, der mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich bin wirklich hingerissen von diesem klugen und spannungsgeladenen Roman, der perfekt in unsere Zeit gerade passt und unbedingt gelesen werden sollte. Große Empfehlung!

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