Profilbild von elena_liest

elena_liest

Posted on 21.5.2021

Vorab: Meine Rezension enthält kleinere Spoiler, ohne die ich meine vollen Gedankengänge zum Buch nicht in Worte fassen könnte. Wenn dir das nichts ausmacht, lies gerne weiter. "Ich halte ihre Hand und stelle mir vor, auch wir wären Eisberge. Wir alle. Frauen, die zur Oberfläche drängen. Von denen man nur den kleinen Teil sieht, der über diese hinausragt. Doch darunter breiten wir uns aus. Beanspruchen mit Nachdruck unseren Platz." - Sophie Hardcastle, "Unter Deck" Sophie Hardcastles Roman "Unter Deck" ist wie das Meer - mal wunderschön und faszinierend, mal unberechenbar und grausam. Die Autorin hat mit ihrem Buch in mir die verschiedensten Emotionen ausgelöst: Freude, Mitgefühl, Mut, Traurigkeit und vor allem auch Wut. Hinter diesem wirklich wunderschönen Cover steckt nämlich eine für mich sehr, sehr schwer verdauliche Geschichte. Der Roman lässt sich gedanklich in drei Abschnitte einteilen. Im ersten Teil beginnt die Protagonistin Olivia, ihr Herz an das Meer und das Segeln zu verlieren. Sie trifft wundervolle Menschen, die sie lieben und gewinnt an Selbstbewusstsein und -sicherheit. Im zweiten Teil erlebt Oli Traumatisches: Sie geht auf einen Segeltörn mit fünf gleichaltrigen Männern, der sich in einen Albtraum verwandelt. Im dritten Teil begleiten wir die Protagonistin auf ihrem langen Weg der Genesung. In den ersten und dritten Abschnitt habe ich mich verliebt - der zweite hat mich jedoch vollkommen unvorbereitet getroffen und extrem mitgenommen. Die Autorin beschreibt darin sehr detailliert (für mich zu detailliert) eine Vergewaltigung und Freiheitsberaubung. In meinen Augen hätte es bei diesen Szenen unbedingt einer Triggerwarnung bedarft, die leider vom Verlag nicht voran gestellt wurde, weshalb ich diese eben selbst aussprechen möchte. Ich bin beim Lesen tatsächlich an meine Grenzen gekommen. Weshalb ich "Unter Deck" aber trotzdem empfehlen möchte: Der Schreibstil der Autorin ist wirklich einmalig. Sie kann unglaublich gut mit Worten umgehen und beschreibt vor allem das Meer und die Kunst, aber auch alles andere im Buch auf ganz besondere Weise. Außerdem hat mir diese Kraft, die von den Frauen im Roman ausgegangen ist, sehr gut gefallen, gerade auch im dritten Abschnitt, in dem Oli langsam mit ihrem Trauma zurecht kommt. Sie erhält so viel Unterstützung von den verschiedensten Frauen, das hat mich sehr inspiriert. Ich kann also sagen, dass mir das Buch am Ende viel gegeben hat und ich es wirklich gut fand - ich rate aber dringend davon ab, es zu lesen, wenn du dich durch die oben genannten Themen getriggert fühlst!

zurück nach oben