elena_liest
Die Afroamerikanerin Emira ist gerade auf der Geburtstagsparty einer ihrer besten Freundinnen, als sie einen Anruf von ihrer weißen Arbeitgeberin Alix bekommt: Es gibt einen Notfall und Emira soll spontan auf die kleine Briar, Alix Tochter, aufpassen. Da Emira von ihrem Babysitter-Job finanziell abhängig ist, holt sie Briar ab und verbringt mit ihr zu später Stunde Zeit in einem Supermarkt - als sie von einer Kundin und dem Sicherheitspersonal der Entführung Briars beschuldigt wird. Der Vorfall wird von einem anderen Kunden mit dem Handy aufgezeichnet und aufgelöst, als Emira Briars Vater Peter zur Unterstützung ruft. In den Wochen danach Versucht Alix, die rassistischen Übergriffe im Supermarkt "wieder gut zu machen" - mit schwerwiegenden Folgen... Kiley Reids Story in "Such a Fun Age" ist im Grunde sehr simpel. Im Buch passiert gar nicht so viel, die Erzählung plätschert so dahin, was es mir zu Beginn auch sehr schwer gemacht hat, in den Roman rein zu finden. Was dieses Buch jedoch viel mehr ausmacht, sind die verschiedenen Charaktere. Kiley Reid hat ein riesiges Talent dafür, ihre Protagonist*innen besonders vielschichtig und mit verschiedenen Nuancen zu zeichnen. Niemand ist in diesem Buch nur gut oder nur böse, niemandem könnte man rein freundliche oder schlimme Absichten unterstellen, alle befinden sich in einer Zwischenstufe zwischen "gut gemeint" und "total vermasselt". Auch diese krasse Fokussierung auf die Personen im Buch und ihre Beziehungen zueinander war für mich anfangs ein bisschen drüber und zu viel. Bei fortschreitender Geschichte haben die Überzeichnungen dann aber doch Sinn gemacht. "Such a Fun Age" steckt voller gesellschaftskritischer Themen, die die Autorin gekonnt in den Roman einbaut. Besonders markant wurden im Buch die Themen White Saviorism und White Allyship herausgearbeitet. Aber auch Rassismus in Form von Mikroaggressionen oder auch ganz offensichtlich rassistisches Handeln sind in den Roman mit eingeflochten. Garniert wird das Ganze noch mit einer großen Portion (weißem) Feminismus und Klassismus - eine wirklich explosive Mischung. Ich bin sehr angetan von Kiley Reids Schreibstil, ihrer Art, vielschichtige Charaktere zu erschaffen und gesellschaftskritische Themen in ihren Roman einzubauen. Das hat für mich meinen doch eher holprigen Start mit dem Buch wieder wett gemacht. Ich denke, um "Such a Fun Age" wird völlig zurecht ein solcher Rummel veranstaltet und ich möchte das Buch gerne empfehlen, vor allem wenn ihr einen leicht zu lesenden Roman mit Tiefgang sucht.