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elena_liest

Posted on 12.5.2021

Als sein bester Freund Felix einfach verschwindet, macht er sich auf die Suche nach ihm. Er lässt seine Freundin zurück, reist nach Kambodscha, zeigt überall sein Bild herum, versucht Felix letzte Tage zu rekonstruieren - und dringt so immer tiefer vor, in dieses wilde Land und in seine Erinnerung... "Dschungel" von Friedemann Karig klingt eigentlich auf den ersten Blick total toll: die eine Hälfte des Buches besteht aus Rückblenden aus der Jugend des namenlosen Erzählers und seinem Freund Felix - hier bekommen die Leser*innen also vermeintlich eine ordentliche Portion Coming-Of-Age serviert. Die andere Hälfte des Romans spielt in der Gegenwart, in Kambodscha. Hier erwartet man eine Aussteiger-Story mit vielen Naturbeschreibungen und Anekdoten der Leute. Alles ist Verbunden durch die Suche nach Felix und die Suche nach der Wahrheit. Auf den zweiten Blick entpuppt sich der Erzählstrang in der Vergangenheit aber zu einer Aneinanderreihung gewollt extrem unangenehmer Schilderungen einer toxischen Freundschaft und der der Gegenwart zu einem Reisebericht, der von Absurdität nur so trieft. Weder der namenlose Erzähler, noch Felix sind in meinen Augen gelungen gezeichnet. Während Felix absolut unsympathische Eigenschaften auf sich vereint, wird der Erzähler daneben immer blasser, er ist ein Mitläufer, will nur gefallen - aber nicht auf eine interessante Weise, sondern wie oben schon beschrieben auf sehr, sehr unangenehme Art. Hinzu kommt die Facette der Geschichte, die sich um die Freundin des Erzählers dreht - und sein absolut unangebrachtes Verhalten ihr gegenüber. Für mich überflüssig, aber noch fördernder für das eher negative Gesamtbild. Was man als Lesende*r tatsächlich genießen darf, sind die Beschreibungen von Kambodscha. Da kam bei mir regelmäßig Fernweh auf und ich fand es wirklich interessant, mit dem Erzähler durch das Meer zu paddeln oder durch den Dschungel zu streifen. Das war für mich aber auch das einzig Positive, was ich dem Buch abgewinnen konnte. Das Ende rundet die Geschichte zwar tatsächlich ab und bringt sie in den richtigen Kontext - am Ende überwiegt bei mir aber das Gefühl, dass die Idee des Buches einfach sehr schlecht umgesetzt wurde. Dinge wie Beispielsweise die Auflösung des Geheimnisses am Ende hätten viel mehr Raum einnehmen müssen und anderes im Buch hätte man eindampfen bis hin zu weglassen können. Alles in allem kann ich sagen, dass "Dschungel" einfach nicht mein Buch war. Ich mochte die Story nicht, ich mochte die Protagonisten nicht und der Schreibstil war für mich auch nichts Besonderes. Empfehlen kann ich persönlich den Roman also nicht.

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