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elena_liest

Posted on 5.5.2021

Paris, zu Beginn des 2. Weltkrieges: Marie-Laure ist noch ein Kind, als sie ihr Augenlicht verliert. Sie lebt mit ihrem Vater, dem Hausmeister des „Muséum National d’Histoire Naturelle“, in Paris, lernt langsam, sich auch blind in der Stadt zurechtzufinden und zieht sich häufig in die fantastische Welt der Bücher mithilfe von Blindenschrift zurück. Als sich die Lage in der Hauptstadt Frankreichs während des 2. Weltkriegs zuspitzt, müssen die beiden fliehen. Sie finden Zuflucht bei Marie-Laures Großonkel in der Küstenstadt Saint-Malo - und in den Taschen ihres Vaters befindet sich ein Schatz, auf den es auch die Nazis abgesehen haben. Zeitgleich wächst im Ruhrgebiet in Deutschland das Waisenkind Werner auf. Er hat nur seine Schwester - und sein Brennen für die Wissenschaft. Als seine Begabung für Radios und Funktechnik erkannt wird, schickt man ihn zunächst in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt und setzt ihn dann zum Nutzen des Reiches ein... Zwei Jugendliche während des zweiten Weltkriegs, zwei völlig unterschiedliche Lebenswege und Schicksale - und zwei Leben, die doch miteinander verwoben sind, ganz zart. Anthony Doerr hat sich mit "Alles Licht, das wir nicht sehen" direkt in mein Herz und an die Spitze meiner Lieblingsbücher geschrieben. Die Geschichte von Marie-Laure und Werner ist so tragisch und traurig und dabei trotzdem so schön, dass ich mich ihr nicht mehr entziehen konnte. Der Roman ist nicht nur außergewöhnlich gut konstruiert und erdacht, sondern auch extrem bezaubernd geschrieben. Die Geschichte unterteilt sich in viele kleine Kapitel, die das Lesen sehr einfach machen, dabei aber trotzdem keinerlei Intensität einbüßen. Sowohl Marie-Laure, als auch Werner und die Nebencharaktere sind erstklassig gezeichnet, sie werden regelrecht vor dem inneren Auge zum Leben erweckt. Die Schicksale der beiden jungen Menschen haben mich teilweise zu Tränen gerührt, trotzdem liegt gerade in Marie-Laures Geschichte auch so viel Hoffnung und ihre Vorstellungskraft ist so bunt und besonders, dass ich auch viel Freude daraus ziehen konnte. Innerhalb des Buches gibt es immer wieder Verkettungen der verschiedenen Figuren und Erzählstränge, mit denen man zunächst nicht rechnet, die dann aber doch so gut zusammen passen und Sinn ergeben. Was beim Lesen des Romans auch auffällt, ist die tolle und akribische Recherchearbeit des Autors. Die Geschichte ist in meinen Augen sehr authentisch und gerade das Zeitgeschichtliche wird perfekt verarbeitet und eingebaut. Ein Highlight waren für mich dann noch die Schauplätze, allen voran Saint-Malo. Ich habe mich lesend in diese Küstenstadt in der Bretagne verliebt und möchte dort unbedingt einmal hinreisen. Ich könnte jetzt wohl noch stundenlang weiterschwärmen - zum Beispiel über das Einbauen von Jules Vernes Romanen in das Buch und den Charme alter Radios - ich denke aber, dass man auch so merkt, wie begeistert ich von "Alles Licht, das wir nicht sehen" bin. Dieser Roman wird mich gedanklich noch lange begleiten und ich möchte ihn am liebsten allen hier in die Hand drücken. Lasst euch diese Geschichte nicht entgehen!

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