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Dagmar

Posted on 10.4.2021

Der Sprachverein war ein Männerbündnis, getragen von Beamten, Lehrern, Dozenten. Bildungsbürger, deren Horizont von Goethe und den alten Griechen bestimmt wurde. Männer, die an das „genuin deutsche Denken und Fühlen“ glaubten. Undiplomatischer ausgedrückt: Patriarchen, Chauvinisten, Nationalisten und Rassisten. Ein ähnlicher Verein existiert auch heute. Aus gut gemeinter Sprachpflege wurde schnell Überheblichkeit und Hetze. Karl-Heinz Göttert zeichnet den Weg des Vereins mit einer beeindruckenden Rechercheleistung nach. Doch leider verliert er dabei zwischendurch das Storytelling aus den Augen. Das liest sich dann wie: Auf diesen Zeitungsartikel gab es jene Replik und diesen Leserbrief und diese Petition scheiterte, weil … Doch im letzten Drittel nimmt das Buch wieder an Fahrt auf. Dann schildert Göttert zum Beispiel, wie der Verein versuchte, Goebbels von seinen geliebten Fremdwörtern abzubringen. Keine gute Idee, aber sehr bezeichnend für das Sendungsbewusstsein der Vereinsmitglieder. Natürlich gibt es unendlich viele Parallelen zu heutigen Sprachdiskussionen. Doch diesen Denkschritt dürfen Leserinnen und Leser selbst vollziehen. Karl-Heinz Göttert liefert Fakten und Argumente, drängt aber seine Meinung nicht auf. Auch damit setzt er einen Kontrapunkt zum Sprachverein.

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