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elena_liest

Posted on 6.4.2021

Als Maja und Eitan sich im Urlaub in Indien treffen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Die beiden wissen sofort, dass sie zusammen gehören, dass ihre Herzen schon immer auf der Suche nach einander waren. Sie verbringen einige wunderschöne Urlaubstage miteinander, dann kehren beide in ihren Alltag zurück - Maja nach Deutschland, Eitan nach Israel. Dass sie es nicht ohneeinander aushalten merken sie schnell. Dass aber auch ein Miteinander schwierig wird müssen sie auch bald erkennen. Denn der jüdische Eitan, aufgewachsen und tief verwurzelt in Israel, mit einer großen Familie, die ihm trotz vieler Traumata Rückhalt bietet, fühlt sich in Deutschland fremd und ungewollt, der Atheistin Maja hingegen fällt es schwer, sich in Israel zurecht zu finden und vor allem mit der von Eitan gestellten Bedingung, dass sie Jüdin werden muss. Was kann Liebe überwinden? Wo stößt sie an ihre Grenzen? Katharina Höftmann Ciobotaru geht mit ihrem ersten literarischen Roman "Alef" genau diesen Fragen auf den Grund - und noch so vielem mehr! Ich habe mir von "Alef" eine etwas andere Liebesgeschichte erwartet, abseits der gängigen Erzählungen und des Kitsches. Diese Erwartung wurde erfüllt und ich habe darüber hinaus noch eine ganze Ladung anderer Themen bekommen, die ich eben nicht erwartet hätte, die aber wunderbar in dieses Buch eingebaut wurden und es schlussendlich zu einem ganz besonderen Leseschatz gemacht haben. Die eine Hälfte des Buches befasst sich nämlich nicht direkt mit Maja und Eitan, sondern mit der Geschichte ihrer Familien, alles eingebettet in den historischen Kontext. Maja wurde in Rostock geboren, ihre Eltern sind in Ostdeutschland aufgewachsen, deren Eltern haben eine Rolle im zweiten Weltkrieg gespielt. Eitan wurde in Israel geboren, seine Großmutter Väterlicherseits ist eine Holocaust-Überlebende, seine Großeltern Mütterlicherseits sind aus dem Irak geflohen. Die Autorin arbeitet in "Alef" einige geschichtliche Ereignisse ein wie beispielsweise den Jom-Kippur-Krieg, den Golf-Krieg, den Mauerfall und den Brand des Sonnenblumenhauses in Rostock-Lichtenhagen 1992. Der Roman gewinnt so nicht nur an Tiefe, sondern ich hatte auch das Gefühl, beim Lesen viel Wissen mitnehmen beziehungsweise auffrischen zu können. Zudem bringt Katharina Höftmann Ciobotaru den Leser*innen viele Aspekte und Bräuche des Judentums näher. Ich habe diesen feinfühligen, tiefgründigen und sprachlich wunderschönen Roman sehr gerne gelesen. Bücher, die mich nicht nur unterhalten, sondern mir auch neues Wissen, andere Lebensrealitäten und verschiedene Blickwinkel eröffnen, liebe ich ganz besonders. "Alef" erzählt von Liebe und Schuld, Täter*innen und Opfern, Herkunft und Heimat. Lesenswert und eine meiner liebsten Neuerscheinungen in diesem Jahr bisher!

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