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elena_liest

Posted on 31.3.2021

"Und der Kampf ist stets am schwersten, je näher er dem Herzen liegt, jenem pulsierenden Punkt, wo Liebe und Loyalität mit Urteilsvermögen und Theorie kollidieren, wo alte Verbundenheiten und Zuneigungen mit neuen Überzeugungen und guten Absichten zusammenstoßen. Das sind die Schnittstellen des feministischen Kampfes, die persönlichen Schauplätze von Streit, von Zweifel und Verzweiflung - oder manchmal von hehren Augenblicken der Emanzipation." Priya Basil im Essay "Fight", erschienen in "Im Wir und Jetzt" Priya Basils Buch "Im Wir und Jetzt - Feministin werden" besteht aus den Essays "Fight" und "Subjekte der Begierde". Während sich die Autorin in Ersterem damit auseinander setzt, wie sie Feministin geworden ist, wo persönlicher Feminismus in Kämpfen mündet und an Grenzen stoßen kann und was eigentlich feministisch ist, geht es in Letzterem um ein Fotoshooting für eine Ausgabe einer Modezeitschrift. "Fight" konnte mich sehr, sehr begeistern. Priya Basil geistern die gleichen Fragen durch den Kopf, die auch ich mir oft stelle, sie hat ähnliche Zweifel, ähnliche Hoffnungen, ähnliche Wünsche. Es war für mich sehr interessant zu lesen, wie sie sich in dem Spannungsfeld zwischen ihrer Mutter und Großmutter versucht zurechtzufinden, genauso wie die Geschichten der beiden Frauen, die die Autorin geprägt haben - die eine leise, die andere laut, haben sie beide sexuellen Missbrauch erfahren. Priya Basil wurde in London geboren, ihre Familie zog als sie 1 Jahr alt war nach Ostafrika. Sie wuchs in Kenia auf und kehrte als Erwachsene nach Großbritannien zurück, um zu studieren. Derzeit lebt sie in Berlin. Auch diese verschiedenen Lebensmittelpunkte fließen in ihr Buch ein. Ein großes Thema des ersten Essays ist auch der Kapitalismus. Die Autorin arbeitet heraus, dass Kapitalismus und Feminismus nicht zusammen gehen können. Im krassen Gegensatz zu diesem Missklang zwischen Feminismus und Kapitalismus steht der zweite Essay in diesem Buch. "Subjekte der Begierde" erzählt von einem Fotoshooting gerade von einer extrem kapitalistischen Instanz, von einem Modemagazin. Gerade in solchen Magazinen gerät man schnell zum Objekt und es herrscht - wenn überhaupt - ein eher oberflächliches Empowernment. Priya Basil sah dieses Angebot, eine Ausgabe der "Vogue" gestalten zu dürfen, aber als Chance. Mir persönlich hat dieser Essay leider eher nicht gefallen. Mir war das Geschriebene zu abstrakt und ich konnte thematisch damit auch nicht viel anfangen - vielleicht weil mich das Thema Mode auch nicht wirklich interessiert. Insgesamt ist dieser kleine Essayband sicherlich lesenswert, denn vor allem aus "Fight" konnte ich vieles mitnehmen. Da "Subjekte der Begierde" aber mehr als die Hälfte des Buches ausmacht, konnte mich "Im Wir und Jetzt - Feministin werden" nicht so richtig überzeugen.

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