Profilbild von elena_liest

elena_liest

Posted on 29.3.2021

Wir kennen es alle - sobald wir uns mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, kommen wir schnell an eine ganz persönliche Grenze. Ist es nun nachhaltiger, die in Plastikfolie eingepackten regionalen Tomaten oder die lose dort liegenden Tomaten aus dem Ausland zu kaufen? Und was bedeutet Regional überhaupt? Das alles kann überfordern. Es kann ermüden. Und es richtet unseren Blick ganz falsch aus - denn ein*e Einzelne*r wird nicht dafür sorgen, dass das 1,5-Grad-Ziel eingehalten wird. In "Great Green Thinking" befassen sich die Autorinnen Jennifer Hauwede und Milena Zwerenz genau damit: sie korrigieren unseren starren Blick auf uns selbst und richten ihn neu aus - auf die herrschenden Strukturen, auf das System, dem es gerade Recht ist, wenn wir in unseren Überlegungen zur Nachhaltigkeit nur bei uns selbst verharren. Und sie setzen Nachhaltigkeit in einen intersektionalen Kontext, indem sie ihre Gedanken um antirassistische und antiklassistische Stimmen erweitern. Mir hat diese  für mich neue Sichtweise auf Nachhaltigkeit einen enormen Mehrwert gegeben. Ich habe beim Lesen sehr viel gelernt, habe mich so oft zwischen den Seiten wiedergefunden und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. "Great Green Thinking" beinhaltet sehr viele Interviews und Essays. Dadurch haben die Leser*innen die Möglichkeit, wirklich vielfältige Zugänge zum Thema zu finden - und sich über dieses Buch hinaus weiter zu informieren. Besonders interessant waren für mich die Essays von Ciani-Sophia Höder und Berfîn Marx, die beide immer wieder dafür appelieren, BIPoCs mehr in den Kampf für Klimagerechtigkeit einzubeziehen, ihnen Raum zu lassen und vor allem auch zu erkennen, was es für ein riesen Privileg ist, sich überhaupt dafür (oder dagegen) entscheiden zu können, sich für ein nachhaltiges Leben zu engagieren. Vielen Menschen - und vor allem BIPoCs - wird diese Entscheidung durch die Lebensumstände abgenommen. Auch die Interviews mit verschiedenen Unternehmen, die schon jetzt eine Alternative zu den gängigen Unternehmensmodellen gefunden haben, fand ich sehr bereichernd und auch wohltuend. Es ist schön zu sehen, was mit Engagement erreicht werden kann. Was mich zudem fasziniert hat ist die Produktion des Buches selbst. Für die Herstellung wurde ein Unternehmen engagiert, das nach dem Cradle to Cradle Prinzip druckt. Was das genau bedeutet, lässt sich in "Great Green Thinking" nachlesen - nur so viel: das Buch ist klimapositiv hergestellt. Finde ich super! Ich glaube man merkt es: ich bin begeistert. Ich könnte jetzt noch ewig so weiter machen, habe gerade auch schon wieder im Kopf, wie wichtig ich es fand, dass auch indigene Menschen im Buch zu Wort kommen - ich denke aber, ihr solltet das einfach selbst nachlesen. "Great Green Thinking" ist so ein Buch, das liest man und danach hat man das Gefühl, dass sich ein Vorhang vor den Augen gelüftet hat. Ich spreche hier eine nachdrückliche und riesige Leseempfehlung aus. Außerdem lohnt es sich glaube ich sehr, diesen neuen Indie-Verlag im Auge zu behalten. Ich bin gespannt, was da noch auf uns zu kommt! 📖

zurück nach oben