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elena_liest

Posted on 2.3.2021

Starnberg, Bayern, 1953: Endlich wieder glücklich sein - das wünschen sich Luise, Helga, Marie und Annabel. Während Luise von ihrem eigenen Laden und so von ihrer Selbstständigkeit träumt, möchte sich Helga aus den Fängen ihrer strengen Eltern befreien. Marie musste von ihrem Gutshof in Neuschlesien fliehen und sucht in Starnberg nach Arbeit. Annabel wacht derweil mit Argusaugen über ihren Sohn - und kämpft um die Anerkennung ihres Arztgatten. Nach und nach kreuzen sich die Wege der vier Frauen immer wieder und verweben sich miteinander... "Die Wunderfrauen -Alles was das Herz begehrt" ist der Auftaktband der historischen Roman-Trilogie rund um Luise, Helga, Marie und Annabel. Band 1 spielt in den 1950er Jahren und fängt die Stimmung der Menschen in der Nachkriegszeit ein. Der Schauplatz des Romans ist ganz zauberhaft, die ländliche Gegend und die Beschreibungen dieser waren so bildhaft, dass ich mir alles schön vorstellen konnte. Stephanie Schuster verbindet dabei Fiktion mit realen Ereignissen wie das "Wunder von Bern", was mir sehr gut gefallen hat. Auch die vier Frauen waren mir wirklich sympathisch und ich habe mit großer Freude ihre Geschichten verfolgt. Alle Erzählstränge und Protagonist*innen haben mich sehr gefesselt, an Spannung hat es da nie gemangelt. Besonders gelungen waren für mich die Einträge in Luises Ladenkunde. Es finden sich alte Rezepte, Ideen für ihren Tante-Emma-Laden und kleine Anekdoten der Kundinnen, aber auch viel Zeitgeschehen. Das hat dem Roman eine besondere Note gegeben. Leider hat eine Sache mein Lesevergnügen aber sehr getrübt: Die Autorin verwendet in ihrem Roman sehr, sehr oft das N-Wort, zudem zieht sie Vergleiche bezüglich der Hautfarbe mit Lebensmitteln, die ich hier nicht reproduzieren möchte. Das hat mich massiv gestört und mich teilweise regelrecht zusammenzucken lassen. Ich kann mir vorstellen, dass Stephanie Schuster diese rassistischen Ausdrücke aus Gründen der Authentizität nutzt. Trotzdem kommen sie im Roman völlig unkommentiert daher und ich hatte oft das Gefühl, dass sie sogar verharmlost wurden. Ich wünsche mir einen sensibleren Umgang mit dem N-Wort oder noch besser die komplette Vermeidung dieses rassistischen Ausdrucks. Es ist wirklich schade, dass heute noch eine solche sprachliche Ausgestaltung eines Romans gewählt wird - vor allem im Hinblick darauf, dass das Buch an sich eine wirklich schöne Geschichte beinhaltet. Ich werde die Reihe weiterlesen, weil ich die vier Frauen ins Herz geschlossen habe, hoffe aber gleichzeitig, dass die Autorin, aber auch das Lektorat des Verlags die Verwendung rassistischer Sprache überdenken. So hinterlässt "Die Wunderfrauen - Alles was das Herz begehrt" doch einen etwas faden Beigeschmack bei mir und ich muss eine Triggerwarnung für das N-Wort und andere rassistische Ausdrücke aussprechen.

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