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elena_liest

Posted on 1.3.2021

"Doch noch viel mehr Menschen müssten nicht nur hinsehen, sondern laut und beständig verkünden, dass diese Entwicklung nicht mit ihrem Segen geschieht. Menschen, die entschlossen sind und nein sagen zur Barbarei - in ihnen und um sie herum." - Asal Dardan, "Betrachtungen einer Barbarin" "Betrachtungen einer Barbarin" ist eine Sammlung von zehn Essays der Autorin Asal Dardan, in denen sie die Unterschiedlichen Facetten von Fremdheit und Nähe, Identität und Zuschreibung, sowie Rassismus, Ausgrenzung und Aggression beleuchtet. Sie bettet die Themen in verschiedene Abschnitte ihres Lebens ein, von ihrer Kindheit in Deutschland über ein Praktikum in den USA, die Geburt ihres ersten Kindes bis hin zu ihrem vorübergehenden Leben in Schweden. Sie vereint so die verschiedensten Gedankengänge miteinander, schöpft ihre Überlegungen zum Exil etwa aus Zitaten von Hannah Arendt oder zum Holocaust aus Straßennahmen des Viertels, in dem ihr Kind zur Kita geht. Aus den NSU-Morden und dem dazugehörigen Prozess zieht sie folgerichtig Schlüsse zu den rassistischen Strukturen in der Gesellschaft, während sie in ihrer Zeit in Schweden über die Fremde und verpasstes Leben nachdenkt. Ich lese nicht oft Essays, geschweige denn Essaysammlungen. Das muss ich unbedingt ändern! Denn dieses freie Schweifen von Gedanken, dieses Verknüpfen verschiedenster Themen, dieser bunte Blumenstrauß in sich stimmiger Überlegungen und dabei so scharfsinniger Analysen hat mir so viel gegeben. Asal Dardan ist sprachlich und stilistisch einfach wundervoll, sodass mir das Lesen dieser Sammlung ein Fest war. "Betrachtungen einer Barbarin" hat mich zum Nachdenken gebracht und mich dabei noch im Kopf reisen lassen, sowohl in die Vergangenheit, als auch nach Berlin, Schweden und Sardinien. Leseempfehlung!

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