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Ein Buch zum Gruseln - oder? Der Schreibstil von Stephen King lässt sich sehr flüssig lesen. Dabei ist er sehr detailreich und schonungslos, wobei er auch mit unangenehmen bzw. ekelhaften Details nicht zurückhält. Deshalb ist der Schreibstil im Allgemeinen allerdings auch sehr ausschweifend, was mir teilweise etwas zu viel wurde, worauf ich aber später nochmal etwas genauer eingehen werde. Die Charaktere sind allesamt sehr individuell und vielschichtig beschrieben. Sie wirken alle sehr komplex. Allein an der Art des Redens könnte man so schon erkennen, wer gerade spricht. Auch die Entwicklung von den Personen als Kindern hin zu ihren erwachsenen Versionen wirkt auf mich sehr realistisch und authentisch, weil vergangene Lebensverhältnisse und Erlebnisse gut integriert wirken, d.h. die Charaktere handeln für ihre Hintergrundgeschichten sehr nachvollziehbar. Insgesamt bilden die Charaktere eine interessante Gruppe, deren Dynamik sehr spannend zu verfolgen ist. Sie alle gelten wohl eher als Außenseiter, finden ineinander aber wahre Freunde, wobei einem beim Lesen richtig bewusst wird, wie sehr sie einander vertrauen und auf gewisse Art und Weise sie sich auch brauchen. Ich habe fast jeden von ihnen sehr gerne gemocht und konnte mich zumindest in jeden gut hineinversetzen und ihre (meisten) Handlungen nachvollziehen. Allerdings ist mir Richie nach einer Zeit ziemlich auf die Nerven gegangen, und auch seinen Freunden ergeht es da nicht anders. ("Richie, könntest du einmal den Mund halten?", zischte Beverly ihn an.) Richie ist richtig gut darin, Stimmen zu imitieren, zumindest als Erwachsener, was mittlerweile auch sein Job ist. Allerdings macht er gefühlt den ganzen Tag nichts anderes. Jedes Mal wenn dann auch noch einer der anderen Charaktere daraufhin mit "Piep-piep, Richie!" anfängt, um ihn endlich mal zum Schweigen zu bringen, ist mir irgendwann fast der Kragen geplatzt. Ich konnte es einfach nicht mehr hören. Allgemein finde ich es aber super, dass die Charaktere zum Beispiel unterschiedliche Hautfarben haben und verschiedenen Religionen angehören. Das bringt mich auch schon zu meinem nächsten Punkt: Ich finde es unglaublich toll, dass neben der offensichtlichen Bedrohung auch viele andere "Monster" Erwähnung finden. So werden unter anderem Themen wie Rassismus, Mobbing, häusliche Gewalt etc. behandelt, was der Geschichte nochmal mehr Tiefe gibt und spannende weitere Aspekte zu eben dieser hinzufügt. Auf eine gewisse Art wirkt die Geschichte dadurch sogar noch realistischer, weil die Charaktere eben auch mit "normalen" Problemen zu kämpfen haben. Durch die sehr detaillierten Beschreibungen wird besonders zu Beginn eine sehr gruselige und dadurch sehr gut zur Geschichte passende Atmosphäre geschaffen. Auch Pennywise konnte mich mit seinen Sprüchen und Handlungen wirklich gruseln. Allerdings ist der sehr umschweifende Schreibstil auch eines meiner größeren Probleme mit diesem Buch. Es werden sehr viele Handlungsstränge beschreiben, die meiner Meinung nach nicht wirklich zur eigentlichen Handlung beitragen (z.B. ist es mir ziemlich egal, ob diese Gruppe von Jungs jetzt gegenseitig ihre Fürze anzündet oder nicht, weitergebracht hat das immerhin auch niemanden) und die Geschichte nur "unnötig" in die Länge ziehen. Dadurch ist für mich persönlich ein ziemlich großer Teil der Spannung, die am Anfang der Geschichte wirklich gut aufgebaut wird, schneller wieder verloren gegangen als ich es für möglich gehalten hätte. Deshalb hat sich das Buch besonders in der Mitte unendlich lang gezogen. Es war einfach zu viel und gleichzeitig zu wenig, weil viele Stellen einfach "unwichtig" waren. Das Ende wird dann wieder etwas spannender. Vor allem die Atmosphäre, die unter anderem durch den Wetterbericht, der abwechselnd zur eigentlichen Handlung beschrieben wird, trägt dazu bei. Allerding fand ich die Art und Weise wie das "Rätsel" gelöst wurde dann doch eher enttäuschend. Ich hätte aufgrund des großen Potentials der Geschichte einfach mit einem größeren, spektakuläreren Showdown gerechnet. Der Epilog hingegen war dann aber wieder sehr emotional und wirklich schön. Da musste ich sogar eine Träne verdrücken. Ihn empfand ich als tolles und auch passendes Ende der Geschichte. Alles in allem hat mir die Geschichte also ganz gut gefallen, wobei besonders der Mittelteil aber aufgrund seiner Länge, dem umschweifenden Schreibstil etc. ein ganz schönen Kampf war. Deshalb bekommt das Buch von mir 3,5 Sterne.