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elena_liest

Posted on 10.2.2021

"Wo immer wir hinschauten, sahen wir Leute, die sich versuchten wegzuträumen. Als gäbe es irgendwo einen anderen Ort. Als gäbe es ein anderes Brooklyn." - Jacqueline Woodson, "Ein anderes Brooklyn" Nach dem Tod ihrer Mutter zieht August mit ihrem Vater und ihrem Bruder vom Land nach Brooklyn. Der Stadtbezirk erscheint durch die Kinderaugen riesengroß und an jeder Ecke lauern Gefahren - Soldaten, die verwundet aus dem Krieg zurückkehren, Drogenabhängige auf der Suche nach dem nächsten Schuss oder einfach die Verlockungen der Jugend. Als August in die Schule kommt, freundet sie sich mit Angela, Gigi und Sylvia an und die Vier werden unzertrennlich. Bis ihnen das Erwachsenwerden in die Quere kommt. Jacqueline Woodson schreibt in ihrem Roman "Ein anderes Brooklyn" von Freundschaft, Liebe, Trauer und Verlust. In wunderschönen und poetischen Sätzen lockt sie die Lesenden in das Brooklyn ihrer eignen Jugend, in ein Viertel, das größtenteils von Schwarzen bewohnt wird, weil die weiße Bevölkerung nach und nach wegzieht, in dem sich Parks nachts in Freilicht-Clubs verwandeln und die Jugendlichen auf der Suche nach einer Zukunft sind, die für viele so unglaublich weit entfernt scheint. Augusts Umgang mit dem Tod ihrer Mutter wird von der Autorin auf höchst einfühlsame und sensible Weise geschildert und gleichzeitig steckt so viel Schmerz in ihren Worten. Ich liebe Bücher, die mich mit einem besonderen Schreibstil verzaubern können. "Ein anderes Brooklyn" ist ein solcher Schatz. Die knapp 150 Seiten lesen sich fast wie ein Gedicht, die Gedankengänge der Autorin wirken häufig wild dahingeschrieben und ergeben am Ende der Kapitel doch ein eindrückliches Gesamtbild. Es fasziniert mich immer ganz besonders, wenn in so kurzen Romanen so viel Inhalt steckt. "Ein anderes Brooklyn" lässt Raum für Interpretationen und eigene Gedankengänge zu den Geschehnissen. Das Buch solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

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