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Dagmar

Posted on 7.2.2021

Staatskunst, Gegenkultur oder einfach nur Lesevergnügen? Bestandsaufnahme: DDR-Bücher, Musik und Filme, die gerne bleiben dürfen Marko Martin versucht erst gar nicht, eine Literatur- und Kulturgeschichte der DDR zu schreiben. Er, der in der DDR aufgewachsen ist und sie im Mai 1989 verlassen konnte, geht stets von seinem eigenen Leseerlebnis aus. Er erinnert sich, wie er selbst ein Buch, ein Film, ein Bild wahrgenommen hat. Von dort aus öffnet er den Blick: Wie sieht er das Buch heute? Warum durfte es damals erscheinen, was war seine Funktion aus Sicht des Politbüros? Was war das Staatstragende an diesem Kunstwerk, was daran möglicherweise Gegenkultur? Wie wurde es von den Lesern in der DDR und wie im Westen aufgenommen? Wie hat sich der Blick auf das Buch, den Film, das Theaterstück nach dem Ende der DDR geändert? Welches Verhältnis hatten die Künstler und Schriftsteller zur Stasi? Was wurde aus ihnen nach der Wende? Zusammengehalten werden die Betrachtungen einmal von seiner eigenen Lebensgeschichte und von einer Rahmenhandlung: ein feucht-fröhlicher Abend, an dem Wessis und Ossis ihre Erinnerungen und ihr Wissen über Bücher und Filme austauschen. Das ist genauso facettenreich wie entlarvend und war für mich insbesondere beim Blick auf Schriftstellerinnen ein Augenöffner. Ich habe Marko Martin gerne bei seinem wilden Ritt durch die DDR-Kultur und durch das, was von ihr blieb, begleitet. Auch dann, wenn ich die Bücher und Filme nicht kannte. Denn Marko Martin macht das, was ich mir grundsätzlich wünsche: Er stellt Leser:innen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Und deren Bedürfnisse ähneln sich immer und überall.

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