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elena_liest

Posted on 4.2.2021

Panem zur Zeit der 10. Hungerspiele: Der 18-jährige Coriolanus Snow wurde dazu auserwählt, als Mentor eines Tributs aus einem der 12 Distrikte dieses Jahr bei den Hungerspielen mitzuwirken. Das Mentorenprogramm ist völlig neu entwickelt und die Schüler, die daran teilnehmen dürfen, haben die Chance auf ein heiß begehrtes Stipendium für die Universität des Kapitols. Ciriolanus braucht dieses Stipendium dringender denn je - denn die Familie Snow hat längst all ihre Reichtümer durch den Krieg verloren und kann den Schein nur noch mit Müh und Not aufrecht erhalten. Als Coriolanus dann aber das Mädchen aus Distrikt 12 zugewiesen bekommt, Lucy Gray, ändert sich auf einmal alles. Denn Lucy ist so ganz anders, als sich Coriolanus die Distrikt-Bewohner vorgestellt hat... In "Das Lied von Eis und Schlange" erzählt Suzanne Collins die Geschichte von Coriolanus Snow, dem Präsidenten von Panem - den ich schon in der Haupt-Trilogie absolut nicht ausstehen konnte. Auch in diesem Prequel fand ich ihn richtig übel und genau das hat das Buch ausgemacht! Ich habe erwartet, dass ich Snow nicht mögen würde und war dann auch fast froh, dass sich meine Befürchtungen bestätigt haben. Die Autorin hat es geschafft, um diesen höchst umstrittenen Charakter eine wirklich tolle Story zu stricken, die mich fast so sehr fesseln konnte wie die anderen Panem-Bücher. Das Prequel greift die Hungerspiele von Anfang an auf. In ihrer 10. Runde hatten sie noch nichts von den hochtechnologisierten Spielen zur Zeit von Katniss und Peeta, auch der Kult um diese grausame Bestrafung der Bevölkerung der Distrikte ist noch nicht ausgebrochen. Vielmehr haben die Hungerspiele in diesem Buch mich an Gladiatorenkämpfe erinnert, die Tribute wurden nicht besser behandelt als Tiere und selbst die Bewohner des Kapitols konnten ihnen nicht viel abgewinnen. Umso spannender war es zu lesen, wie nach und nach die Ideen für die späteren Hungerspiele entwickelt wurden, wie man vieles zuerst aus moralischen und ethischen Gründen gleich wieder verwarf und dann doch wieder aufgriff. Für mich war es eine wirklich ausgezeichnete Ergänzung und Bereicherung zu der Trilogie die ganzen Hintergründe zu erfahren und einen Einblick in die Köpfe der Menschen im Kapitol, allen voran Coriolanus Snow, zu bekommen. Anhänger*innen der Trilogie kommen in "Das Lied von Vogel und Schlange" auch vor allem deshalb auf ihre Kosten, weil es so viele Anspielungen und kleine Hinweise auf die späteren Ereignisse gibt. Seien das nun wie oben erwähnt die Ausarbeitung der Hungerspiele oder das Lied "The Hanging Tree" und Spotttölpel, die ihre Auftritte in diesem Prequel bekommen. Ich hatte regelmäßig Gänsehautmomente und habe mich an den vielen kleinen Fan-Aspekten erfreut. Ganz besonders haben mir aber die Charaktere gefallen. Sowohl Coriolanus als auch Lucy und tatsächlich fast alle Personen im Buch besaßen einen enormen Facettenreichtum. Keine*r war einfach nur gut oder böse, vielmehr hat die Autorin all die Nuancen, die es dazwischen gibt, ausgeschöpft - und dadurch gerade mit Snow einen absolut grandiosen Bösewicht geschaffen. Das hat dem Buch eine ganz besondere Note gegeben. Auch wenn sich diese über 600 Seiten an der ein oder anderen Stelle doch manchmal gezogen haben fand ich "Das Lied von Vogel und Schlange" ganz wunderbar und würde es vor allem Fans der Panem-Welt empfehlen. Für mich war das Buch ein kleines Stück Jugend, das ich sehr gerne gelesen habe.

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