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evaczyk

Posted on 22.1.2021

Den Debütroman "Meine Schwester, die Serienmörderin" der nigerianischen Autorin Oyinkan Braithwaite fand ich sofort überzeugend: Makaber, witzig, unerwartet und mit ironischen Einblicken in die Gesellschaft des westafrikianischen Landes und das Leben in der Mega-Metropole Lagos. Mit ihrem Buch "Das Baby ist meins" kehrt Braithwaite ins Lagos des Corona-Lockdowns zurück, weniger blutig, mit einem ganz anderen Thema, aber auch hier geht es um Familienbeziehungen, Loyalität und Betrug. Mit gerade mal 128 Seiten ist die Geschichte des Streits um ein süßes Baby eher eine Novella - vielleicht auch dem aktuellen Bezug geschuldet. Ich-Erzähler Bobbi hat es mit seinen 28 Jahren nicht sonderlich eilig, sich zu binden. Zwar verbringt er den Lockdown angenehm in dem Apartment seiner aktuellen Freundin, doch dummerweise findet sie ein paar einschlägige Textnachrichten und Fotos auf seinem Handy. Das Argument vieler afrikanischer Männer, dass eine einzige Frau einfach nicht ausreicht, stößt bei der selbstbewussten Frau auf wenig Gegenliebe - sie wirft den untreuen Lover hochkantig heraus. Bobbi braucht schleunigst eine neue Bleibe. Zu dumm, dass seine Schwester samt Familie im Ausland feststeckt, weil sie es vor Lockdown und Grenzschließunhgen nicht zurück nach Nigeria schaffte. Doch da ist ja noch der Bungalow seines Großvaters, in dem zuletzt sein jüngst an Corona verstorbener Onkel lebte. Sicher wollte Aunty Bidemi dort nicht alleine bleiben? Das Haus müsste leerstehen - und Bobbi weiß, wo ein Ersatzschlüssel versteckt ist. Die Überraschung ist groß, als er auf gleich zwei Frauen und ein Baby trifft, nämlich seine Tante und die Ex-Geliebte des Onkels, mit der auch Bobbi einmal etwas hatte, auch wenn er eher auf üppige Frauen steht und Esohe geradezu überschlank ist. Wie sich herausstellt, hatten die beiden Frauen nicht nur einen Mann gemeinsam, sondern streiten sich erbittert um den kleinen Remi - jede behauptet, die biologische Mutter zu sein. Ein DNA-Test sollte da eigentlich schnell Klarheit schaffen - doch alle Labors behandeln derzeit Covid-Test als Priorität. Ehe der Lockdown aufgehoben ist und die Pandemie unter Kontrolle, bleibt dem ungleichen Quartett nichts anderes übrig, als zusammen zu bleiben - und ausgerechnet der noch etwas unreife Bobbi ist gefordert mit salomonischer Gerechtigkeit. Vielleicht am überraschendsten ist die Wandlung des leichtlebigen Bobbi zu einer Art Ersatzvater. Der junge Mann, der sich nicht binden will, fühlt sich plötzlich für das Baby verantwortlih und muss eine Art Burgfrieden zwischen den beiden streitenden Frauen erreichen. Ganz nebenbei erfährt der Leser etwas über Männer- und Frauenbilder, über Schönheitsideale und polygame Traditionen. Unterhaltsam, ironisch, und von einer deutlich heitereren Note ist "Das Baby ist meins" eine schnelle und liebenswerte Lektüre, der allerdings der Biss des ersten Romans der nigerianisch-britischen Autorin fehlt.

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